Gesundheitspolitik

Hochpreiser: Wer soll das bezahlen ...?

Gerüchte um Kappung des 3%igen Aufschlags / Tipps für den Umgang mit Hochpreisern

TRAUNSTEIN (cha) | „Wer soll das bezahlen ...?“ heißt es – passend zum Rosenmontag – in einem alten Karnevalslied, und diese Frage stellt sich immer mehr auch bei den sogenannten Hochpreisern, also Arzneimitteln mit einem Herstellerabgabepreis von mehr als 1200 Euro. Diese sind angesichts der finanziellen Vorleistungen und Risiken eine Herausforderung für die öffentlichen Apotheken, die spezielle Strategien im Umgang mit diesen Medikamenten und den dazugehörigen Rezepten entwickeln sollten (s. S. 5: „Herausforderung Hochpreiser“). Sie sind aber auch eine Herausforderung für ­Politik und Krankenkassen, da die enormen Ausgaben für innovative Hepatitis-C- oder Krebsmedikamente geschultert werden müssen. Natürlich ist hier die Industrie erster Ansprechpartner, um Einsparungen zu realisieren. Gerüchteweise will man aber auch die Apotheken an den Sparmaßnahmen beteiligen und den 3%igen Aufschlag – analog zum Großhandelsaufschlag – deckeln. Die AZ ist diesen Gerüchten nachgegangen.

„Eine Änderung der Arzneimittelpreisverordnung ist derzeit nicht geplant“ – so die Antwort des Bundeswirtschaftsministeriums auf die Anfrage der AZ, was denn von den Gerüchten über eine Deckelung des 3%igen Apothekenzuschlags zu halten sei. Doch wie lange ist „derzeit“? Reicht dies tatsächlich bis 2017, wenn das vom Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Gutachten zur AMPreisV fertiggestellt sein soll? Oder wird die Politik schon früher dem Druck der gesetzlichen Krankenkassen nachgeben und bei den Hochpreisern auf die Bremse treten – hauptsächlich bei der Industrie, aber möglicherweise auch bei den öffentlichen Apotheken?

Im 2. Quartal soll laut Michael Hennrich, CDU, ein Gesamtpaket für Arzneimittel geschnürt werden.

Denn etwas Bewegung scheint es bei der Honorarfrage zu geben. Michael Hennrich, für die CDU im Bundestag und Mitglied des Gesundheitsausschusses, kündigte an, dass im zweiten Quartal 2016 ein umfassendes Gesamtpaket bei den Arzneimitteln geschnürt werden solle. Darin sollen sich auch die Hochpreiser sowie Änderungen bei BtM und Rezepturen finden. Grundsätzlich gelte aber: „Keine weitere Belastung der Apotheker.“ Die Hochpreiser seien auch nicht ein Problem der Apotheker, da der Anteil der Apotheken am kleinsten sei, das Kernproblem sei die Industrie mit ihren Preisen. Hennrich weist jedoch darauf hin, dass die Apotheken unterschiedlich von den Hochpreisen profitierten, die „kleine Landapotheke eher nicht“. Generell dürfe, so Hennrich weiter, nicht der Eindruck entstehen, dass in der ersten Hälfte der Legislaturperiode „auf großem Fuß“ gelebt wurde, z. B. in Sachen Krankenhausreform, und dann Einsparungen auf Kosten der Apotheker und der Industrie erzielt werden sollten.

Von dem von Hennrich genannten „Paket“ will man bei der ABDA nichts wissen. Gegenüber der AZ äußerte Pressesprecher Reiner Kern: „Der Gesetzgeber hat angekündigt, die apothekerliche Vergütung für Fertigarzneimittel systematisch im Zusammenhang mit dem mittlerweile ausgeschriebenen Gutachten diskutieren zu wollen, dessen Ergebnisse 2017 erwartet werden. Wir haben keinen Anhaltspunkt dafür, dass die Politik von dieser Planung abweichen will.“

Also viel Lärm um nichts? Mag sein. Aber es könnte ja auch das Sprichwort „Wo Rauch ist, ist auch Feuer“ zutreffen. Für die Apotheker ist es allemal besser, erst einmal zu schauen, ob es ein Feuer gibt und es gegebenenfalls zu löschen, als am Ende Feuer unter dem Apothekendach zu haben. |


Lesen Sie dazu auch den Kommentar "Abwarten statt Abkassieren"

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2 Kommentare

Mehrwertsteuer

von Frank Zacharias am 08.02.2016 um 20:39 Uhr

Da stimme ich zu. Am besten wäre es doch, wenn die Mehrwertsteuer auf Arzneimittel, die auf Rezept zu Lasten der GKV oder PKV abgegeben werden, von der Mehrwertsteuer befreit werden würden. Wenn man dann einen Teil davon für ein Aufstocken des Fixums verwendet, hätte die GKV gespart und wir hätten auch was davon. Meinetwegen könnte man auch die 3% auf 6% anheben. Aber ich fürchte, da legt Herr Schäuble sein Veto ein

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Hochpreiser

von Wolfgang Zormaier am 08.02.2016 um 10:23 Uhr

...und wieder sind "ausschließlich " die Apotheken schuld.... hat schon mal jemand dran gedacht, was der Staat hier an Mehrwertsteuer einsackt !!!?

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