Gesundheitspolitik

AOK contra Spitzenverband

Hermann will über neue Arzneimittel selbst verhandeln

BERLIN (ks) | Der streitbare Vorstands-Chef der AOK Baden-Württemberg Christopher Hermann sieht es kritisch, dass der GKV-Spitzenverband mit den Pharmaherstellern die Erstattungsbeträge für neue Arzneimittel aushandelt. Er würde wie bei den Rabattverträgen für Generika lieber selbst darüber verhandeln.
Foto: AOK

Will mehr Macht bei neuen Arzneimitteln: Christopher Hermann.

Steigende Arzneimittelausgaben sind derzeit bei allen gesetzlichen Krankenkassen ein Thema: Nach fünf Jahren AMNOG sehen sie an vielerlei Stellen Nachbesserungsbedarf – und fürchten zugleich, dass die Politik nach dem Pharmadialog der Industrie zu viel Gehör schenken könnte.

GKV-Spitzenverband kein Versichertenvertreter

Nun hat sich in einem Interview mit der „Südwest Presse“ auch der Vorstandsvorsitzende der AOK ­Baden-Württemberg Christopher Hermann zum Umgang mit neuen teuren Arzneimitteln geäußert. Was ihm nicht passt: Dass der GKV-Spitzenverband nach erfolgter früher Nutzenbewertung den Erstattungsbetrag mit dem Hersteller aushandelt. „Da werden Vereinbarungen getroffen, die wir uns anders vorstellen“, sagt Hermann. „Der Spitzenverband vertritt eben keine Versicherten.“

Er sieht hier den Gesetzgeber gefordert: Dieser solle den einzelnen Kassen die Chance geben, hier das Gleiche zu tun, was im Bereich der Generika bereits üblich ist: die Preise selber verhandeln. „Wir fordern vom Gesetzgeber aber keine Preisdiktate“, fügt Hermann an.

Innovationen nur für Patienten, die auch profitieren

Über die Preisschiene hinaus ­könne man bei den sehr teuren neuen Präparaten auch in der Weise eingreifen, dass die Therapie zielgerichtet bei den Patienten ankommt. Denn für einige Patientengruppen mag das neue Arzneimittel einen deutlichen Zusatznutzen haben – für andere hingegen keinen. Die Kassen zahlen dennoch in jedem Fall den gleichen Preis. Die neuen Hepatitis-C-Arzneimittel kämen „einer Art Quantensprung gleich“ und würden deshalb selbstverständlich finanziert. „Wir müssen aber sicher gehen können, dass die Patienten die Mittel bekommen, denen sie auch wirklich helfen“, so Hermann. |

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