Wirtschaft

Noweda übernimmt Ebert + Jacobi

Bewegung im Großhandelsmarkt – Pharma Privat verliert sein größtes Mitglied

BERLIN (ks/hfd) | Enttäuschung bei Pharma Privat, Freude bei Noweda: Die unabhängige pharmazeutische Großhandlung Ebert + Jacobi GmbH & Co. KG in Würzburg scheidet aus der Großhandelskooperation aus und wird Teil der Apothekergenossenschaft. Obwohl schon seit Wochen über eine größere Fusion im Großhandelsmarkt spekuliert wurde, zeigte sich Pharma Privat überrascht über diesen Schritt.
Foto: Noweda eG
Noweda-Vorstand Dr. Michael P. Kuck, Ebert+Jacobi-Geschäftsführer Ralph-D. Schüller und Noweda-Vorstandschef Wilfried Hollmann sind sich einig (v.l.).

Die Apothekergenossenschaft ­Noweda mit Hauptsitz in Essen übernimmt zum 1. Januar 2017 die inhabergeführte Großhandlung Ebert + Jacobi GmbH & Co. KG. Das gaben die beiden Unternehmen am 2. November bekannt. Neben dem Unternehmenssitz in Würzburg hat die Noweda-Gruppe auch die Niederlassung Heidenheim/Brenz sowie die Tochterunternehmen spangropharm in Nordhessen und Ebert + Jacobi Finze in der Oberpfalz aufgenommen. Fiebig Ebert + Jacobi GmbH am Standort Ludwigshafen ist hingegen nicht von der Übernahme betroffen, hieß es bei Pharma Privat. Das Bundeskartellamt muss dem Zusammenschluss noch zustimmen.

„In einem wettbewerbsintensiven Markt haben wir frühzeitig die ­Initiative ergriffen, um langfristig unser Unternehmen und unsere Betriebsstätten und damit die Arzneimittelversorgung unserer Kunden sowie die Arbeitsplätze unserer Mitarbeiter weiterzuentwickeln. Die Noweda war für uns der richtige Partner“, erklärte Ralph-D. Schüller, Geschäftsführer vom Ebert + Jacobi. Schüller soll in Zukunft der gemeinsamen Mitteilung zufolge auch weiterhin „unternehmerische Mitverantwortung“ tragen: Er bleibe als Geschäftsführer Ansprechpartner für die Apotheker.

Wilfried Hollmann, Vorstandsvorsitzender der Noweda, sieht die Übernahme ebenfalls positiv: „Als Ebert + Jacobi auf uns zukam, erkannten wir sehr schnell die vielen Gemeinsamkeiten“. Die Belieferungsgebiete beider Unternehmen ergänzten sich in idealer Weise. Und Hollmann ist überzeugt, dass auch die Apotheken profitieren: „Die Kunden des traditionsreichen Familienunternehmens werden von den Leistungen und Vorteilen des apothekereigenen Wirtschaftsunternehmens Noweda profitieren. Die Übernahme fördert die genossenschaftliche Idee, schafft eine noch breitere Basis für die Interessenvertretung der inhabergeführten Apotheken und stärkt damit deren Position.“

Für die Noweda ist die Übernahme aus strategischen Gründen wichtig: Der Genossenschaft-Großhändler hatte dem Vernehmen nach schon seit längerer Zeit das Ziel, seine Präsenz in Süddeutschland, insbesondere in Bayern, auszu­bauen. Ebert + Jacobi war somit der perfekte Kaufkandidat: Denn die belieferten Apotheken befinden sich größtenteils in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Hessen.

Pharma Privat hat bis zuletzt gekämpft

Ebert + Jacobi gehört derzeit noch zu Pharma Privat, einem Zusammenschluss mehrerer privater Großhändler. Das Familienunternehmen wurde 1884 gegründet. Es beliefert derzeit eigenen Angaben zufolge rund 2000 Apotheken von Niedersachsen bis Bayern. Mit über 600 Mitarbeitern erwirtschaftet es einen Jahresumsatz von rund 750 Millionen Euro.

Pharma Privat hat dem Vernehmen nach bis zuletzt darum gekämpft, den Grossisten aus dem bayerischen Würzburg in den eigenen Reihen zu halten. Erst am Tag vor der Bekanntgabe der Übernahme hat die Kooperation dem Unternehmen noch ein weiteres lukratives Bleibe-Angebot unterbreitet. Dementsprechend fiel die Reaktion von Pharma-Privat-Geschäftsführer, Hanns-Heinrich Kehr, aus: „Wir sind natürlich zum einen überrascht und zum anderen enttäuscht, dass das Vertrauen gefehlt hat, mit uns den Weg gemeinsam zu gehen“, erklärte er gegenüber DAZ.online. „Wir haben sicherlich die Chance gesehen, mit Unterstützung des Pharma-Privat-Kreises das Unternehmen zu führen“.

Kehr wies auch darauf hin, wie wichtig das Belieferungsgebiet von Ebert + Jacobi für die Kooperation war: „Die Flächendeckung ist in Bayern und Hessen verloren gegangen. Er war der einzige, der in Thüringen geliefert hat.“ Aber auch finanziell dürfte sich der Verlust negativ auswirken. „Ebert & Jacobi hat ein gutes Drittel des Umsatzes von 2,4 Milliarden Euro pro Jahr ausgemacht, damit war er der Größte“, betonte Kehr. „Das verminderte Umsatzvolumen und die Marktabdeckung sind eine Aufgabe, mit der wir zurechtkommen müssen.“

Zur Zukunft von Pharma Privat ohne den Umsatz von Ebert + Jacobi sagte der Geschäftsführer: „Das geringere Volumen schränkt uns nicht dabei ein, die Qualität, die wir haben, aufrechtzuerhalten – und die Neuausrichtung zu Ende zu führen. Die beiden Kooperationen A-Plus und E-Plus werden in modifizierter Form Apotheken weiter zur Verfügung stehen, sie stehen kurz vor dem Rollout.“ Die verbliebenen Gesellschafter müssten nun noch enger zusammen­rücken. Für die Zukunft erwägt Kehr, über neue Regeln innerhalb der Kooperation derart schnelle Ausstiege zu verhindern. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.