Wirtschaft

Umbrüche bei Boehringer

Stellenabbau und Produktionsverlagerungen in Deutschland, Spartenverkauf in USA

wes | 900 Arbeitsplätze will Boehringer in Deutschland abbauen, hat das Unternehmen Ende September bestätigt. Laut einem Bericht des „Wiesbadener Kuriers“ hat Deutschland-Chef Stefan Rinn nun die Gründe dafür genannt: Produktionsverlagerungen vor allem bei einfach zu produzierenden Produkten. Außerdem gab Boehringer den Verkauf eines Teils seines Tier-Impfstoff-Portfolios bekannt.

Laut „Wiesbadener Kurier“ vom 5. Oktober wandte sich Deutschland-Chef Rinn in einem Schreiben an die Boehringer-Mitarbeiter an allen deutschsprachigen Standorten, um die zukünftige Strategie zu erläutern. Am Hauptsitz Ingelheim wolle man sich auf „Produkte mit komplexer Fertigungstechnologie für die weltweiten Märkte“ konzentrieren. Bereits länger eingeführte und einfach zu produzierende Produkte, bei denen das Patent abgelaufen sei, sollten an andere Standorte abgegeben werden, z. B. nach Griechenland, Brasilien oder Mexiko.

Der Standort Ingelheim leidet aber auch unter dem Trend zu biopharmazeutischen Produkten. Diese sollen in Zukunft bei Boehringer eine noch wichtigere Rolle spielen, wie das Unternehmen wiederholt betont hat. Die Präparate werden jedoch nicht am Stammsitz produziert, sondern im oberschwäbischen Biberach, wo Boehringer die nach eigenen Angaben größte biopharmazeutische Produktionsanlage Europas betreibt.

Verkauf von Tier-Impfstoffen

Im vergangenen Dezember wurde bekannt, dass Boehringer die Sanofi-Tiermedizinsparte Merial gegen seine OTC-Sparte Boehringer Consumer Healthcare und 4,7 Milliarden Euro eintauscht. Im Juni dieses Jahres wurden die Verträge unterzeichnet. Boehringers US-Tiermedizin-Tochter Vetmedica hat nun verkündet, dass sie einen Teil ihres Impfstoff-Portfolios sowie einen Produktions- und Entwicklungs­standort an die Eli-Lilly-Tochter Elanco verkaufen werde – vorausgesetzt, die Wettbewerbsbehörden genehmigen die Übernahme von Merial durch Boehringer.

Insgesamt bezahlt Elanco 885 Millionen US-Dollar (ca. 790 Millionen Euro) für die Tollwut-Vakzine Rabvac® sowie verschiedene Impfstoffe für Hunde (u. a. Duramune®) und Katzen (u. a. Fel-O-Vax®) inklusive der dazugehörigen Produktionsstätte. Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ ist der Verkauf eine Auflage der US-Wettbewerbsbehörde, da durch die Merial-Übernahme sonst bei Tierimpfstoffen in bestimmten Bereichen eine marktbeherrschende Stellung entstehen würde. Die Transaktion soll im ersten Quartal 2017 abgeschlossen sein.

Der Verkauf bedeutet für Boehringer keine generelle Abkehr vom Geschäft mit Tier-Impfstoffen. Im Portfolio finden sich noch Impfstoffe für Nutztiere, dazu kommen die Vakzinen, die Merial mitbringen wird.

Wenn die Übernahme von Merial abgeschlossen ist, wird Boehringer zur weltweiten Nummer Zwei im Tiermedizin-Markt. Mit einem errechneten kombinierten Jahresumsatz von 3,8 Milliarden Euro würde sich der Abstand zum Marktführer Zoetis deutlich verkleinern. Die ehemalige Pfizer-Tochter machte 2015 einen Umsatz von umgerechnet etwa 4,3 Milliarden Euro. |

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