Gesundheitspolitik

Kommentar: Liefer(anten)-Probleme

Benjamin Wessinger

Er dominierte in den vergangenen Tagen die Wirtschaftsberichterstattung in Deutschland: Der Streit zwischen VW und zwei seiner Zulieferer, die zur Prevent-Unternehmensgruppe gehören. Die Hintergründe der Auseinandersetzung sind immer noch nicht ganz klar. Doch der Konflikt zeigt, dass selbst einer der größten Industrie­konzerne der Welt in echte Schwierigkeiten kommen kann, wenn seine Zulieferer nicht mehr liefern.

Die pharmazeutische Fachpresse – auch diese Zeitung – ist seit einiger Zeit ebenfalls voll mit Berichten über die Auswirkungen von Lieferschwierigkeiten. Einen offenen Boykott der Arzneimittelhersteller gibt es zwar (bisher?) nicht. Doch dem Vorwurf, lieber in lukrativere Länder zu liefern, sind sie immer wieder ausgesetzt.

Im Verhältnis der Autohersteller zu ihren Lieferanten wird nun allseits das Verschwinden der Partnerschaftlichkeit beklagt. Eine Tendenz, die im Gesundheitswesen nicht nur zwischen Krankenkassen und Apotheken schon länger zu beobachten ist. Der Streit zeigt deutlich, dass von einer echten Partnerschaft nicht nur der kleinere Partner profitiert – und das gilt nicht nur im Konfliktfall.

Bemerkenswert ist auch, wie scharf VW dafür kritisiert wird, bestimmte Teile nur von einem Hersteller zu beziehen. Fehlende unternehmerische Weitsicht wird dem Management vorgeworfen, das sich wegen einiger Cent Ersparnis pro Stück ganz von einem einzigen Zulieferer abhängig gemacht habe. Da sollten Gesundheitspolitiker und Krankenkassenvertreter ganz genau hinhören. Und dabei geht es „nur“ um Autos, nicht um lebensnotwendige Arzneimittel!


Dr. Benjamin Wessinger

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