Gesundheitspolitik

Schneller zum Facharzt

KBV nach 100 Tagen nicht überzeugt vom Terminservice

BERLIN (dpa/az) | Die Termin­servicestellen der Ärzteschaft haben in den ersten 100 Tagen ihres Bestehens schätzungs­weise mehr als 31.000 Facharzttermine vermittelt. An der Sinnhaftigkeit des neuen Angebots zweifelt die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) dennoch weiterhin.

Seit Ende Januar können sich gesetzlich Krankenversicherte, die eine ärztliche Überweisung haben, an eine zentrale Telefonnummer der regionalen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) wenden. Dort ­erhalten sie Hilfe bei der Suche nach einem Facharzttermin. Innerhalb einer Woche muss ein Termin vermittelt sein, der maximal vier Wochen nach dem Anruf liegt. Der Gesetzgeber hatte die Ärzte mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz zur Einrichtung der Service­stellen verpflichtet.

Elf KVen beteiligen sich an einheitlichem Web-Angebot

19.000 solche Termine sind laut KBV in den ersten 100 Tagen über das einheitliche Internetangebot von elf KVen vermittelt worden. Die Zahl der übrigen Termine kann die KBV nur schätzen, sie sind über andere Systeme der sechs weiteren Vereinigungen ­vermittelt worden.

KBV-Chef Andreas Gassen bezweifelte erneut, dass die Stellen gebraucht werden. „Im Vergleich zu den jährlich mehr als 550 Millionen Behandlungsfällen und über einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten im ambulanten Sektor ist diese Anzahl sehr gering und beweist erneut, dass wir – objektiv betrachtet – insgesamt geringe Wartezeiten in Deutschland haben.“ Zugleich betont die KBV, dass sie die ungeliebte Einrichtung der Terminservicestellen ­erfolgreich vollbracht hat. Die ­gemeinsame Realisierung durch KBV und KVen sei „absolut professionell und reibungslos verlaufen“.

Patientenbeauftragter verfolgt Erfahrungen

Der Bundespatientenbeauftragte Karl-Josef Laumann (CDU) sieht hingegen einen Bedarf und kritisierte „einen ziemlichen Wildwuchs“ bei den Stellen. Eine tele­fonische Erreichbarkeit von nur zwei Stunden am Tag, wie dies in Brandenburg der Fall sei, reiche nicht aus, sagte Laumann letzte Woche der „Rheinischen Post“. Auf seiner Webseite hat der Patientenbeauftragte bereits eine Um­frage zum neuen Service gestartet: Patienten werden aufgerufen, über ihre ersten Erfahrungen mit dem Angebot der Kassenärzte zu berichten. |

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