Arzneimittel und Therapie

Schnelle Hilfe nach Schlaganfall ist möglich

Frühzeitige Magnesiumgabe wirkt nicht neuroprotektiv

In präklinischen Studien bewies Magnesium bereits neuroprotektives Potenzial und wäre daher indiziert, um möglichen Nervenschädigungen vorzubeugen. In einer Studie wurde nun untersucht, ob nach erlittenem Schlaganfall die frühzeitige Gabe von Magnesium neurologische Schäden verhindern kann.

Einschränkungen kognitiver Leistungen, Lähmungen und Sprachstörungen sind ernsthafte Folgen eines Schlaganfalls. Nach Maßnahmen, die diese neurologischen Schädigungen verhindern können, wird angestrengt gesucht. Neben Magnesium sind derzeit etwa 70 Substanzen bekannt, die zwar in präklinischen Studien potenziell neuroprotektiv wirken, bisher jedoch am Menschen keine ausreichende Wirksamkeit erzielten. Das Problem der klinischen Testung besteht in der Einhaltung des kurzen Zeitfensters nach erlittenem Schlaganfall, um durch die Applikation der Substanz frühzeitig ausreichende Konzentrationen im ZNS zu erreichen. Während an Versuchstieren innerhalb von maximal zwei Stunden nach Auftreten der Symptomatik protektive Substanzen appliziert werden, um die eventuelle Unterversorgung der Nervenzellen zu kompensieren, konnte dies beim Menschen bisher in den seltensten Fällen eingehalten werden.

Im Rahmen einer multizentrischen, placebokontrollierten und doppelt-verblindeten FAST-MAG (Field Administration of Stroke Therapy-Magnesium) Phase-III-Studie gelang es nun erstmals, innerhalb der ersten zwei Stunden nach Beginn der Schlaganfallsymptomatik präventiv Magnesiumsulfat i.v. zu applizieren [1]. Zwischen 2005 und 2011 verabreichten die eintreffenden Ersthelfer entweder Magnesiumsulfat i.v. (857 Patienten) oder Placebo (843 Patienten), wobei nach Hospitalisierung der Patienten die Medikation über 24 Stunden fortgesetzt wurde. Im Median erfolgte die initiale Behandlung bereits 45 Minuten nach Beginn der Symptomatik. Letztlich wurde in 73% der Fälle tatsächlich eine zerebrale Ischämie diagnostiziert. Nach 90 Tagen erfolgte eine Überprüfung der neurologischen Defizite über spezifische Scores, wobei sich keine signifikanten Unterschiede in beiden Studienarmen zeigten und sich auch bezüglich der Mortalität kein Vorteil durch die Behandlung mit Magnesium ergab.

Auch wenn keine neuroprotektive Wirksamkeit von Magnesium nachgewiesen wurde, so konnte gezeigt werden, dass eine frühzeitige, kontrollierte Behandlung von Schlaganfall-Patienten im Rahmen einer klinischen Studie stattfinden kann. Ebenso scheint es möglich, Personen mit hohem Schlaganfallrisiko bereits vor einer Hospitalisierung zu erkennen und damit als Teilnehmer an einer prospektive Studie zu identifizieren. Diese Erkenntnisse könnten es ermöglichen, die tatsächliche Effektivität anderer, potenziell neuroprotektiver Substanzen unter kontrollierten Bedingungen zu evaluieren und deren Wirksamkeit im Rahmen klinischer Studien zu prüfen. |

Quelle

Saver JL et al. Prehospital Use of Magnesium Sulfate as Neuroprotection in Acute Stroke. N Engl J Med 2015;372(6):528-536

Apotheker André Said

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