Arzneimittel und Therapie

Erhöhte Blutglucose – mehr Pankreaskarzinome?

Prädiabetische Blutglucose-Werte als relevanter Risikofaktor

Mit einer Fünf-Jahres-Überlebensrate von nur 5% zählt das Pankreaskarzinom zu den Krebsarten mit der höchsten Mortalität. Umso wichtiger ist es, die Risikofaktoren zu kennen und daraus Präventionsstrategien abzuleiten. Nun wurde in einer Metaanalyse erstmals eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Blutglucose-Konzentration und dem Risiko für ein Pankreaskarzinom festgestellt. Ein gesunder Lebensstil könnte somit nicht nur einem Typ-2-Diabetes, sondern auch einem Pankreas­karzinom vorbeugen.

Zum Zeitpunkt der Diagnose sind rund 85% der Pankreaskarzinome bereits so weit fortgeschritten, dass eine Operation nicht mehr möglich ist. So sterben weltweit jährlich 227.000 Patienten an einem Pankreaskarzinom – Tendenz steigend. Bekannte beeinflussbare Risikofaktoren für ein Pankreaskarzinom sind Übergewicht und Rauchen. Auch Patienten mit Typ-2-­Diabetes sind besonders gefährdet, ein Pankreaskarzinom zu entwickeln.

Inwiefern bereits bei Prädiabetes das Risiko für ein Pankreaskarzinom erhöht ist, war bislang umstritten, die Studienlage dazu widersprüchlich. Forscher führten nun erstmals eine Metaanalyse durch, um festzustellen, ob ein Zusammenhang zwischen dem Nüchternblutglucose-Spiegel und dem Pankreaskarzinom-Risiko besteht.

Pankreaskarzinom

Symptome

  • Schwäche
  • Appetitlosigkeit
  • Übelkeit, Erbrechen
  • unbeabsichtigter Gewichtsverlust

Risikofaktoren

  • Adipositas
  • Rauchen (auch Passivrauchen)
  • Typ-2-Diabetes

In die Metaanalyse wurden neun prospektive Studien mit insgesamt 2408 Patienten mit einem Pankreaskarzinom eingeschlossen. Hierbei konnte eine lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung festgestellt werden: Je höher der Nüchternblutglucose-Spiegel, desto höher auch das Risiko, ein Pankreaskarzinom zu entwickeln. Dieser lineare Zusammenhang war in einem Nüchternblutglucose-Bereich von 74 mg/dl (4,1 mmol/l) bis 191 mg/dl (10,6 mmol/l) nachweisbar – das heißt, sowohl im prädiabetischen als auch im diabetischen Bereich. Pro 10 mg/dl (0,56 mmol/l) höheren Nüchternblutglucosespiegel war das Risiko für ein Pankreaskarzinom um 14% gesteigert (95%-Konfidenzintervall: 1,06 bis 1,22).

Weitere Informationen

Mit einer Screening-Aktion in der Apotheke kann ein erhöhtes Diabetes-Risiko erkannt werden. Eine Lebensstilmodifikation könnte auch das Risiko für ein Pankreaskarzinom reduzieren. Materialien zum Diabetes-Screening sind auf folgenden Seiten zu finden:

  • Hintergrundinformationen zum Screening und zu Blutuntersuchungen in der Apotheke: www.abda.de → Themen → Arbeit in der Apotheke → Qualitätssicherung → Leitlinien → Leitlinien und Arbeitshilfen → Blutuntersuchungen
  • Materialien zum Screening und zur laienverständlichen Aufklärung: www.wipig.de → Materialien → Projekte → Diabetes mellitus
  • Diabetes-Risikofragebogen FINDRISK: www.diabetes-risiko.de/diabetes-risikotest.html

Die Metaanalyse bietet damit einen interessanten Ansatzpunkt für die Prävention eines Pankreaskarzinoms. Da dieses am Anfang der Erkrankung nur wenige unspezifische Symptome verursacht, ist die Früherkennung schwierig. Um Prädiabetes frühzeitig zu erkennen, gibt es jedoch Risikofragebögen wie den FINDRISK und ein Blutglucose-Screening. Wie die Metaanalyse zeigte, könnten die Früherkennung eines Prädiabetes und eine entsprechende Lebensstiländerung nicht nur Typ-2-Diabetes, sondern auch einem Pankreaskarzinom vorbeugen. In welchem Ausmaß eine Modifikation des Lebensstils zur Prävention eines Pankreaskarzinoms beitragen kann, ist in zukünftigen Studien zu untersuchen. |

Quelle

Liao WC, Tu YK, Wu MS et al. Blood glucose concentration and risk of pancreatic cancer: systematic review and dose-response meta-analysis. BMJ 2015 Jan 2;349:g7371. doi: 10.1136/bmj.g7371

Apothekerin Karin Schmiedel

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