Arzneimittel und Therapie

Paracetamol bei Grippe ohne Wirkung?

Kleine Studie findet keinen Einfluss auf Viruslast, Temperatur und Krankheitssymptome

Die Einnahme von Antipyretika zur Symptomlinderung bei einer Grippe ist weit verbreitet. Internationale Leitlinien sind indes von deren Wirksamkeit nicht vollständig überzeugt und sprechen fiebersenkenden Mitteln lediglich einen möglichen Nutzen bei fehlenden negativen Auswirkungen zu. Eine aktuelle kleine Studie findet weder positive noch negative Effekte einer Paracet­amol-Einnahme bei Grippe.

Vor allem die fiebersenkende Wirkung von Paracetamol steht im Verdacht, sich negativ auszuwirken. Denn Fieber wird als sinnvolle physiologische Reaktion erachtet, die wichtig für die Immun­reaktion ist und deshalb nicht unterdrückt werden sollte. In Tierversuchen war die Gabe von Antipyretika mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden. Auch in klinischen Studien zeigten sich unter der Einnahme von Paracetamol eine längere Krankheitsdauer und beeinträchtigte Immunreaktionen bei Windpocken, Malaria und Schnupfen. Ob dies auch bei Influenza der Fall ist, wurde nun in einer Studie untersucht, die von der Hypothese ausging, dass die Einnahme von Paracetamol zu einer vermehrten Viruslast, längerer Krankheitsdauer und verstärkten Krankheitssymptomen führt.

Für die kleine kontrollierte Studie wurden erwachsene Patienten mit einer bestätigten Influenza-Infektion (Nachweis mit Schnelltest) ausgewählt. Die Probanden wiesen charakteristische Influenzazeichen auf. Sie erhielten fünf Tage lang viermal täglich 1000 mg Paracetamol (Verumgruppe mit 24 Teilnehmern) oder ein Placebo (Vergleichsgruppe mit 22 Probanden). Zusätzlich nahmen alle Patienten zweimal täglich 75 mg Oseltamivir ein. Die Viruslast im Nasensekret wurde mithilfe einer quantitativen Polymerasekettenreak-tion bestimmt, ferner wurden Fieber und klinische Symptome festgehalten. Der primäre Studienendpunkt war die Viruslast während der ersten fünf Krankheitstage.

Krankheitsverlauf unverändert

Die Auswertung zeigte keinen signifikanten Unterschied im Hinblick auf die Viruslast der Probanden; dasselbe galt für Dauer und Höhe des Fiebers, weitere klinische Symptome und die Dauer der Gesundung.

In der Studie wurden weder Nutzen noch Schaden einer Paracetamol-Einnahme bei einer bestätigten Influenza-Infektion festgestellt. Der fehlende antipyretische Effekt wird durch die von vornherein eher moderaten Körpertemperaturen der Studienteilnehmer erklärt, die in keiner der beiden Gruppen 37,8°C überstiegen. Somit konnte auch die Hypothese nicht bestätigt werden, dass eine Fiebersenkung negative Folgen nach sich zieht. Zudem konnte bei diesem Studienaufbau nicht gezeigt werden, inwieweit die Einnahme von Oseltamivir den Verlauf der Erkrankung beeinflusste.

Auch die Autoren merken an, dass es schwierig ist, auf Basis dieser Studie Empfehlungen für oder gegen den Einsatz von Paracetamol abzuleiten. Stattdessen verweisen sie darauf, wie wichtig es ist, sich durch eine Impfung vor der Grippe zu schützen. |

Quelle

Jefferies S et al. Randomized controlled trial of the effect of regular paracetamol on influenza infection. Respirology 2015, online veröffentlicht 6. Dezember 2015; doi:10.1111/resp.12685.

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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