Arzneimittel und Therapie

Neuer Risikomarker für Morbus Alzheimer

Neurogranin-Werte sind bei späteren Alzheimer-Patienten signifikant erhöht

Ob sich aus einer einfachen kognitiven Störung letztlich eine Alzheimer-Demenz entwickelt, scheint mit der Konzentration des Proteins Neurogranin zu korrelieren. Dieses könnte daher als neuer Biomarker zur Identifikation von Risikopatienten dienen.

Die Vorhersage, welche Individuen eine Alzheimer-Demenz entwickeln können, wäre von erheblicher präventiver und therapeutischer Bedeutung für Risikopatienten. Zwei Forscherteams aus den Niederlanden und Schweden haben nun unabhängig voneinander von einem Zusammenhang zwischen der Konzentration des Proteins Neurogranin in der Cerebrospinalflüssigkeit (CSF) und der Entwicklung einer Alzheimer-Demenz berichtet [1, 2].

Neurogranin wird vor allem an den Synapsen exprimiert und stellt somit ein Merkmal für die Integrität der neuronalen Kontaktstellen dar. Der Untergang von Synapsen gilt als ein frühes Ereignis in der Pathogenese des Morbus Alzheimer und ist zum Beispiel mit dem Verlust der Fähigkeit zur Gedächtniskonsolidierung assoziiert. Die beiden Forschergruppen hatten für ihre Studien insgesamt mehr als 500 Probanden ohne kognitive Störungen, mit leichten kognitiven Defiziten oder Alzheimer-Demenz mittels Lumbalpunktion untersucht und bestätigten zunächst, dass Alzheimer-Patienten signifikant höhere Neurogranin-Werte aufwiesen als gesunde Personen. Nach Ende der Beobachtungszeit zeigte sich auch, dass jene Personen, welche später eine diagnostizierte Alzheimer-Demenz entwickelten, zu Studienbeginn signifikant höhere Neurogranin-Spiegel aufwiesen als solche, die im Verlauf keine bzw. keine weitere Verschlechterung ihrer kognitiven Fähigkeiten erfuhren.

Neben den etablierten Biomarkern Aβ42, Tau-Protein und phosphoryliertem Tau181 könnte somit nun ein neuer prognostischer Biomarker gefunden worden sein. In weiteren Studien ist nun zu klären, ob diese Veränderungen der Neurogranin-Werte spezifisch für die Alzheimer-Demenz sind. Neurogranin könnte tatsächlich den frühen Verfall von Synapsen darstellen und somit dabei helfen, noch schneller solche Patienten zu identifizieren, bei denen zukünftig das Risiko erhöht ist, von einem massiven strukturellen und funktionalen Untergang von Neuronen betroffen zu sein. |

Quelle

[1] Kester MI et al. Neurogranin as a Cerebrospinal Fluid Biomarker for Synaptic Loss in Symptomatic Alzheimer Disease. JAMA Neurol 2015; 72(11): 1275-1280.

[2] Portelius E et al. Cerebrospinal fluid neurogranin: relation to cognition and neurodegeneration in Alzheimer’s disease. Brain 2015; 138(11): 3373-3385.

Apotheker Dr. André Said

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.