Arzneimittel und Therapie

Weniger Mehrlingsgeburten unter Letrozol

Bei unerfülltem Kinderwunsch: Aromatase-Hemmer im Vergleich zur Standardtherapie

Neben der kostspieligen In-Vitro-Fertilisation (IVF) steht Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch als alternative Methode die ovarielle Stimulation – eventuell gefolgt von intrauteriner Insemination – zur Verfügung. Neben der Standardtherapie mit Clomifen oder Gonadotropin kann auch der Aromatase-Hemmer Letrozol eingesetzt werden, der mit weniger Mehrlingsschwangerschaften assoziiert wird. In einer randomisierten Studie wurde nun überprüft, ob Letrozol verglichen mit Gonadotropin und Clomifen zu ­weniger Mehrlingsgeburten führt, ohne dabei die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, herabzu­setzen.

Bei der ovariellen Stimulation werden durch hormonelle Effekte Eizellenproduktion und Eisprung stimuliert. Ein Nachteil der Standardtherapie mit Clomifen oder Gonadotropin ist die ovarielle Hyperstimulation, die zu Mehrlingsschwangerschaften führt und mit einem erhöhten Risiko für Frühgeburten einhergeht.

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Aromatase-Hemmer als Alternative

Aromatase-Inhibitoren wie Letrozol wurden zur Ovulationsauslösung bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom erfolgreich eingesetzt und sollen eine wirksame Alternative bei unerfülltem Kinderwunsch darstellen. Ein wesentlicher Vorteil gegenüber der Standardtherapie mit Clomifen oder Gonadotropin soll die Produktion einzelner Follikel und das ­reduzierte Risiko einer ovariellen ­Hyperstimulation sein.

In einer randomisierten Studie sollte nun untersucht werden, ob ovarielle Stimulation mit Letrozol verglichen mit Clomifen oder Gonadotropin zu einer geringeren Zahl von Mehrlingsschwangerschaften führt und ob die Zahl an eingetretenen Schwangerschaften vergleichbar ist.

Eingeschlossen wurden 900 Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Die Frauen im Alter von 18 bis 40 Jahren mit mindestens einem intakten Ei­leiter wurden randomisiert einer ovariellen Stimulation mit Gonadotropin (301 Frauen), Clomifen (300) oder ­Letrozol (299) zugeordnet. Als Ziel­parameter wurde die Anzahl an Mehrlingsschwangerschaften bei Frauen mit eingetretener Schwangerschaft definiert.

Letrozol vergleichbar mit Clomifen

Nach Behandlung mit Gonadotropin trat bei 35,5% der Frauen eine Schwangerschaft ein, gefolgt von insgesamt 32,2% Lebendgeburten, verglichen mit 28,3% Schwangerschaften und 23,3% Lebendgeburten unter Clomifen sowie 22,4% Schwangerschaften und 18,7% Lebendgeburten unter Letrozol. Die Schwangerschaftsrate unter Letrozol war signifikant niedriger als unter Gonadotropin, während zu Clomifen keine statistisch signifikante Abweichung festgestellt wurde.

Unter Letrozol waren 9 von 67 Schwangerschaften Mehrlingsschwangerschaften (13%), verglichen mit 34 von 107 (32%) unter Gonadotropin und 8 von 85 (9%) unter Clomifen. Eine statistisch signifikante Abweichung war wieder nur zwischen Letrozol und Gonadotropin feststellbar, nicht aber zwischen Letrozol und Clomifen. Alle Mehrlingsschwangerschaften in der Clomifen- und der Letrozol-Gruppe waren Zwillinge, während in der Gonadotropin-Gruppe 24 Zwillings- und 10 Drillingsschwangerschaften auftraten. Hinsichtlich kongenitaler Anomalien, fötaler und neonataler Komplikationen waren zwischen den drei Gruppen keine signifikanten Unterschiede feststellbar.

Als wesentliches Outcome lässt sich aus dieser Studie ableiten, dass der Aromatase-Hemmer Letrozol zwar zu deutlich weniger Mehrlingsgeburten und Schwangerschaften insgesamt führt als Gonadotropin, während es zwischen Clomifen und Letrozol keine signifkanten Unterschiede in der Anzahl der Schwangerschaften und Mehrlingsgeburten gab. |

Quelle

Diamond MP et al. Letrozole, Gonadotropin, or Clomiphene for Unexplained Infertility. N Engl J Med 2015; 373.1230-40 doi: 10.1056/NEJMoa141827

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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