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Alles, was lukrativ ist, wird gefälscht

Geschäft mit gefälschten Arzneimitteln boomt

BERLIN (lk) | Das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg warnt vor dem Kauf von Arzneimitteln aus unseriösen Quellen im Internet. Nicht nur Lifestyle-Arzneien und Potenzmittel überschwemmen den Markt, angeboten werden längst auch HIV- und Krebsarzneimittel.

„Sie können froh sein, wenn Sie ein Arzneimittel erhalten, das aus relativ ungefährlichen Stoffen, wie Speiseöl gepanscht wurde“, sagt Zolloberamtsrat Henner Grote, zuständig für den Bereich Arzneimittel in Berlin-Brandenburg. Von vielen anderen illegalen Arzneimitteln gingen nicht abschätzbare und sogar tödliche Gefahren für die Gesundheit der Empfänger aus.

Der Anstieg der Verfahren des Zollfahndungsamts gibt nur einen Anhaltspunkt für die boomende Kriminalität: In den vergangenen drei Jahren hat sich die Zahl der Ermittlungsverfahren (zum Teil aus dem Bereich der organisierten Kriminalität) von rund 50 in 2012 auf rund 130 in 2014 fast verdreifacht. Im letzten Jahr wurden dabei im Berliner Raum rund 85.000 gefälschte Tabletten sichergestellt, dazu kamen Arzneimittel in Pulverform und als Lösungen. Dahinter verberge sich jedoch eine sehr viel größere Menge an illegalen Arzneimitteln, sagt Grote.

Es werde alles illegal importiert oder gefälscht, was Absatz findet: An erster Stelle stehen immer noch Anabolika und andere Dopingmittel, die von der Bodybuilder- und der Lifestyle-Szene nachgefragt werden, aber auch Schlankheitsmittel. Potenzmittel zählen ebenfalls wegen der hohen Gewinnspannen zum Angebot.

Die Fahnder stoßen längst auch auf Arzneimittelkriminalität mit HIV- und Krebsmedikamenten. Diese Arzneimittel sind häufig für den afrikanischen Markt bestimmt und werden von kriminellen Banden nach Europa und Deutschland umgelenkt. Wichtige Herkunftsländer für illegale Arzneimittel oder Wirkstoffe sind China, Thailand, Indien, der arabische Raum (vor allem Ägypten), aber auch Russland und die Türkei. Über die Türkei laufen viele Lieferrouten in die EU. Hinter diesen Deals steckt zumeist die organisierte Kriminalität. Gehandelt wird meist im sogenannten „Darknet“, mit verschlüsselten Adressen über verschiedene Server. Den Tätern ist daher nur schwer auf die Spur zu kommen.

Gefälschte Arzneimittel gelangen ­zudem über die offenen Grenzen über Osteuropa in den Berliner Raum. Pakete werden an neutrale Abnehmer ­geschickt und von dort verteilt. |

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