Prisma

Inuit synthetisieren mehr PUFA

Gesund trotz fettreicher Ernährung

cae | Die indigenen Bewohner der Arktis verzehren viel tierisches Fett, leiden aber nicht unter den ­Zivilisationskrankheiten, die auf dem übrigen Globus als Folge ­dieser Ernährungsweise häufig auftreten. Die Lösung dieses Widerspruchs liegt in den Genen.
Foto: Björn Lehmann – Fotolia.com

Der Fisch, der an dieser Angel ­anbeißt, hat sicher viel Fett.

Die Inuit (Eskimos) lebten jahrtausendelang vornehmlich von der Jagd und dem Fischfang. Ihre Nahrung war deshalb sehr reich an Fett und Proteinen, aber arm an Kohlenhydraten. Das Fett der traditionellen Inuit-Nahrung weist im Vergleich zur traditionellen Nahrung Europas mehr Omega-3-Fettsäuren, aber weniger Omega-6-Fettsäuren auf.

Seit Jahren mehren sich die Hinweise, dass die Inuit durch ihre Erbanlagen an diese besondere Ernährungsweise angepasst sind. Erst kürzlich hat eine dänisch-kalifornische Forschungsgruppe Mutationen in fünf stoffwechselrelevanten Genen gefunden, darunter drei Gene, die die Fettsäure-Desaturasen FADS1, FADS2 und FADS3 codieren. FADS1 und -2 sind wesentlich an der Umwandlung von Linolsäure und α-Linolensäure zu den längeren, mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFA) Eicosapentaensäure, Docosa­hexaensäure und Arachidonsäure beteiligt. Wegen der Genmutationen synthetisieren die Inuit mehr von diesen physiologisch aktiven PUFA als andere Menschen. Andererseits weisen sie relativ niedrige LDL-Cholesterinspiegel auf, die sie vor Herzkrankheiten schützen. Für diesen Genvergleich wurden 191 grönländische Inuit ausgewählt, die im Durchschnitt nur 0,5 Prozent europäisches Erbgut aufwiesen, sowie 60 Personen europäischer Abstammung und 44 Chinesen (Han).

Der Vergleich von Daten des „1000-Genome-Projekts“ ergab eine weitere genetische Besonderheit der Inuit, die mit ihrer traditionellen Ernährung zusammenhängt: Bei ihnen ist das Gen, das das Protein Angiopoietin-like 6 ­codiert, überaktiv. Angiopoietin-like 6 wirkt bei fettreicher Ernährung der Entstehung von Übergewicht und Insulinresistenz (Symptom des Diabetes Typ 2) entgegen.

Die hohen PUFA-Konzentrationen im Organismus der Inuit sollen auch für deren geringe Körpergröße verantwortlich sein, denn sie hemmen bestimmte Wachstumsfaktoren. |

Quelle

Fumagalli M, et al. Greenlandic Inuit show genetic signatures of diet and climate adaptation. Science 2015;349(6254):1343-1347

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