Arzneimittel und Therapie

Mit hohen Dosen Geld sparen

Kosteneffektivität von Influenza-Vakzinen bei Älteren

Eine US-amerikanische Studie hat die Kosteneffektivität unterschiedlich hoch dosierter Grippe-Impf­stoffe bei Menschen über 65 Jahren ver­glichen. Dabei konnte ein viermal höher dosierter Impfstoff pro Patient 116 US-Dollar an Krankenkassenkosten und 128 US-Dollar an gesellschaftlichen Kosten (inkl. Arbeitsausfall und OTC-Arzneimittel) gegenüber der Standarddosierung einsparen. Die Aussagekraft ist jedoch angesichts des Sponsorings der Studie durch den Hersteller des höherdosierten Impfstoffs eingeschränkt.

Menschen über 65 sind besonders anfällig für die Komplikationen einer Influenza-Erkrankung und sollten deshalb jährlich dagegen geimpft werden. In den USA haben solche Komplikationen jährliche Gesundheitskosten von ca. 56 Milliarden US-Dollar zur Folge, hauptsächlich verursacht durch Todesfälle und Krankenhauseinweisungen. Deshalb wurde in den USA eine Studie durchgeführt, die zeigen sollte, ob sich diese Kosten durch die Verwendung von höherdosierten Grippe-Impfstoffen senken lassen.

Dafür wurden die Daten von fast 32.000 Senioren im Alter von über 65 Jahren analysiert, die in den Grippesaisons 2011/2012 und 2012/2013 entweder einen trivalenten Impfstoff mit Standarddosis (dreimal 15 µg Hämagglutinin) oder den höherdosierten Impfstoff „Fluzone High-Dose“ erhalten hatten. Letzterer enthält mit dreimal 60 µg viermal so viel Hämagglutinin wie der Standard-Impfstoff und zeigte sich schon in vorhergegangenen Studien des Herstellers als 22% effektiver in der Verhinderung von Influenza-Infektionen. In Deutschland ist kein vergleichbares Präparat zugelassen; die zugelassenen Grippe-Impfstoffe hierzulande enthalten (abgesehen von einigen tetravalenten Präparaten) alle dreimal 15 µg oder weniger Hämagglutinin.

Für die Ausgaben der Krankenkasse wurden die Kosten des Impfstoffes (12 bzw. 32 US-Dollar), verschreibungspflichtiger Medikamente, Krankenhausaufenthalte und Arztbesuche innerhalb von 30 Tagen nach Auftreten von Atemwegsbeschwerden berechnet. Die Kosten für die Gesellschaft umfassten zusätzlich auch die Ausgaben für nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel und den finanziellen Schaden durch Arbeitsausfall. Schwerwiegende Ereignisse wie Todesfälle oder Krankenhauseinweisungen wurden unabhängig von zuvor aufgetretenen Influenza-Symptomen miteinbezogen.

In der Hochdosis-Gruppe war die Zahl der Besuche in der Notfallaufnahme und der nicht geplanten Arztbesuche leicht erhöht. Dafür erhielt die Standard-Gruppe mehr verschreibungspflichtige und OTC-Arzneimittel. In der Hochdosis-Gruppe beliefen sich die Kosten für die Krankenkasse auf durchschnittlich 1376,72 US-Dollar pro Teilnehmer, in der Standard-Gruppe lagen sie bei 1492,64 US-Dollar. Daraus ergibt sich eine Reduktion der Kosten um ca. 116 US-Dollar pro Teilnehmer durch die höhere Impfdosis. Dies entspricht ungefähr dem Sechs­fachen der Mehrkosten durch die Verwendung des teureren Impfstoffes. Bei den Gesellschaftskosten zeigte sich ein ähnliches Bild: In der Hochdosis-Gruppe waren sie um 128 US-Dollar niedriger.

Diskussion um Fluad®

In Deutschland ist kein höher dosierter Grippe-Impfstoff auf dem Markt. Hier kann bei älteren Patienten, um eine verstärkte Immunantwort hervorzurufen, lediglich auf eine Substanz mit Wirkverstärker zurückgegriffen werden. Der trivalente Impfstoff Fluad® erhält neben den saisonalen Influenzastämmen gemäß der WHO-Empfehlung das Adjuvanz MF59.

Fluad® hatte vergangenes Jahr für Aufsehen gesorgt. Mehrere Todesfälle waren im zeitlichen Zusammenhang mit einer Grippe-Impfung mit Fluad® aufgetreten. Die italienische Arzneimittelbehörde AIFA hatte daraufhin als Vorsichtsmaßnahme zwei Chargen des Impfstoffes aus dem Verkehr gezogen. Bei der folgenden Untersuchung hatte der Pharmakovigilanz-Ausschuss der EMA (PRAC) aber keinen Beleg für einen kausalen Zusammenhang zwischen den Todesfällen und der Verabreichung des Impfstoffes gefunden.

Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen

Angesichts dieser Ergebnisse scheint ein höherdosierter Impfstoff eine Möglichkeit zur Kosteneinsparung im Bezug auf Influenza-Komplikationen zu sein. Allerdings sind diese Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen, da die vorliegende Studie durch Sanofi-Pasteur gesponsert wurde. Dies ist auch der Hersteller von Fluzone High-Dose, dem einzigen Impfstoff auf dem US-amerikanischen Markt mit einer solch hohen Hämagglutinin-Konzentration. Zudem wurden nur Kosten berechnet, die im zeitlichen Zusammenhang mit Influenza-Symptomen auftraten. Eventuelle Mehrkosten durch z. B. Nebenwirkungen des Impfstoffes werden so potenziell ignoriert. |

Quellen:

Chit A., Cost-effectiveness of high-dose versus standard-dose inactivated influenza vaccine in adults aged 65 years and older: an economic evaluation of data from a randomised controlled trial, Lancet, 9. September 2015

Apothekerin Sarah Katzemich

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