Prisma

Zitronensaft gegen Noroviren

Wirksames Desinfektionsmittel?

bk | Ein Forscherteam vom DKFZ in Heidelberg hat nachgewiesen, dass Citrat spezifisch an Noroviren binden und deren Morphologie verändern kann. Dies lässt vermuten, dass einige Tropfen Zitronensaft, z. B. auf potenziell kontaminierte Lebensmittel geträufelt, Infektionen verhindern könnten.

Noroviren werden fäkal-oral übertragen und verursachen hoch ansteckende Magen-Darm-Erkrankungen.

Bislang wurde festgestellt, dass Fruchtsäfte sowie Citrat-haltige Desinfektionsmittel das Infektionsrisiko reduzieren können. Da Magen-Darm-Viren im sauren Milieu stabil sind, kann der pH-Wert des Citrats nicht ursächlich für die Schutzwirkung sein.

Grant Hansman vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) hatte den zugrunde liegenden Mechanismus bereits 2012 aufgeklärt: Citrat ist in der Lage, mit der P-Domäne des Virus-Capsids zu interagieren. Über dieselbe Domäne binden Noroviren auch an Blutgruppen-Antigene der Dünndarmzellen und bewirken so ihre Aufnahme in die Zellen.

Auch wenn Citrat nur eine schwache Affinität für die P-Domäne aufweist, kann es mit Blutgruppen-Antigenen um die Bindung konkurrieren.

In der aktuellen Studie konnten die DKFZ-Forscher ihre Kenntnisse über die Citrat-Wirkungen erweitern. Da Noroviren im Labor nicht kultivierbar sind, verwendeten die Forscher Virus-like Particles (VLPs), die über die gleichen Oberflächeneigenschaften wie echte Viren verfügen. Mithilfe der Röntgen-Struktur-Analyse wiesen sie nach, dass Citrat konzentrationsabhängig das Volumen und die Morphologie der VLPs verändert.

Die Zusammenhänge zwischen Citrat-Bindung, morphologischen Änderungen und Pathogenität der Viren müssen jedoch noch genauer erforscht werden, bevor Zitronensaft als Desinfektionsmittel zum Einsatz kommen kann. |

Quelle

Koromyslova AD et al. Virology. 2015;485:199-204

Hansman GS et al. J. Virol. 2012;86:284-292

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