Prisma

Impfskepsis überwinden

Psychologen finden überzeugende Strategie

bk | Wie lassen sich impfskeptische Eltern überzeugen? Kinderärzte und Gesundheitsorganisation ver­suchen kontinuierlich, Impfmythen zu widerlegen – mit mäßigem Erfolg. Große Ängste vor Nebenwirkungen einer Impfung halten nach wie vor zu viele Eltern davon ab, ihr Kind impfen zu lassen. Ein Team von Psychologen hat nun herausgefunden, welche Überzeugungs-Strategie am besten funktioniert.

Aktuelle Publikationen zeigen, dass sich Eltern weder durch die Darstellung von positiven Effekten einer Impfung noch durch Argumente z. B. gegen die Autismus-Gefahr überzeugen lassen. Diese Informationen können ­sogar zu einer Verstärkung der Impf-Vorbehalte führen. Dies lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass starke Überzeugungen nur sehr schwer veränderbar sind. Deshalb wendeten die Forscher eine andere Taktik an: Statt bestehende Überzeugungen zu widerlegen, versuchten sie diese durch neue Informationen zu ersetzen. Deshalb wiesen sie Impfskeptiker auf die Gefahren hin, denen ungeimpfte Kinder ausgesetzt sind.

Die Forscher entwickelten Fragebögen, anhand derer sich die Einstellung gegenüber Impfungen einschätzen ließ. Mit diesen Fragebögen überprüften sie die Haltung von 315 Personen vor und nach einer Intervention. Dazu wurden die Personen in drei Gruppen eingeteilt. Der ersten Gruppe wurden drei kurze Warnungen darüber, wie wichtig Impfungen sind, der Bericht einer Mutter eines an Masern erkrankten Kindes sowie Fotos von kranken Kindern vorgelegt. Der zweiten Gruppe wurden wissenschaftliche Informationen zur Verfügung gestellt, die widerlegen, dass Impfungen mit einem erhöhten Autismus-Risiko verbunden sind. Die dritte Gruppe las als Kontrolle eine kurze Abhandlung über ein ­anderes wissenschaftliches Thema.

Die Haltung gegenüber Impfungen ­veränderte sich am stärksten in der ersten Gruppe, die über die Risiken einer Erkrankung aufgeklärt war. Das Widerlegen eines Impfmythos in der zweiten Gruppe resultierte dagegen gegenüber der Kontroll-Gruppe in keiner nennenswerten Veränderung. Somit gilt auch beim Thema Impfen, dass sich Einstellungen mit den richtigen Argumenten verändern lassen. |

Quelle:

Horne Z et al. Countering antivaccination attitudes. Proc. Natl. Acad. Sci. 2015;112:33

Das könnte Sie auch interessieren

Welchen Einfluss die Corona-Krise auf unsere Risikowahrnehmung hat – ein Meinungsbeitrag

Zwischen berechtigten Sorgen und Verschwörungsmythen

Deutschland gefährdet als „bad guy“ das weltweite Ziel der Eliminierung

Wann werden wir die Masern los?

Interview mit Prof. Dr. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI)

„Chance verpasst, Ängste zu nehmen“

Kein erhöhtes Risiko im Zusammenhang mit Masern-Mumps-Röteln-Impfung

Autismus-Hypothese nicht haltbar

COVID-19-Impfbereitschaft

Eine Frage des Alters

Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren

STIKO rät zu COVID-19-Impfung von Jugendlichen

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.