Aus der Hochschule

Botanik für alle Sinne

Studenten der Friedrich-Schiller-Universität Jena auf botanischer Exkursion im Kleinwalsertal

Die Vorlesungszeit neigte sich für die Studenten des zweiten Semesters Pharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena langsam dem Ende zu. Im Juli sollte es endlich soweit sein, zehn von ihnen tauschten für fünf Tage Hörsaal und Labor gegen die wunderbare Kulisse des Kleinwalsertales.

Dort war es angesagt, die botanischen Kenntnisse zu vertiefen. Prof. Dr. Dirk Hoffmeister sowie zwei Tutoren aus dem achten Semester empfingen die Studenten im Söllerhaus auf 1320 m Höhe oberhalb von Hirschegg. Gleich machte man sich ans Werk. Mehrere Stunden dauerte es allein am ersten Tag, die Pflanzen um das Söllerhaus herum zu bestimmen. In der Wiese wurden nicht nur die verschiedensten Sommerwurzgewächse und Kratzdisteln gefunden, auch die Unterschiede der Equisetum-Arten wurden noch einmal intensiv besprochen. Eine Verwechslung von Acker- und Sumpfschachtelhalm wäre fatal, da nur der nicht toxische Ackerschachtelhalm als Droge in diuretisch wirksamen Tee­zubereitungen verwendet wird.

Foto: Jonas Schlauersbach

Der Duft der wohlriechenden Händelwurz begeistert.

Bewaffnet mit Lupe, Rothmaler, Notizblock und einer Sonnencreme mit ­hohem Lichtschutzfaktor wurde am nächsten Tag bei strahlendem Sonnenschein der Hohe Ifen erklommen. Blühende bewimperte Alpenrosen, Alpendost und Gemswurz säumten den Weg. Die Studenten wurden nicht nur mit dem Duft der wohlriechenden Händelwurz belohnt, auch der vanilleartige Geruch des Kohlröschens ließ sie den beschwerlichen Aufstieg über schroffe Geröllfelder vergessen. Professor Hoffmeister und uns als Tutoren war es sehr wichtig, dass die Studenten sich die Unterschiede der einzelnen Pflanzenfamilien gut einprägen und die Botanik mit allen Sinnen erleben, die Düfte von Blüten oder ätherischen Ölen der Blätter riechen, die rauen Blütenstands-Achsen des breitblättrigen Wollgrases fühlen oder die Festigkeit der Polstersegge ertasten, deren lateinischer ­Name nicht umsonst Carex firma lautet. Abends wurden die fotografisch dokumentierten Fundstücke sortiert. Das ­Alpenglühen jeden Abend war ein wundervoller Abschluss des Tages.

Weitere Exkursionen zur Schwarzwasserhütte und dem Walmendinger Horn folgten. Auch hier ließ uns die Botanik nicht im Stich. Insgesamt konnten acht verschiedene Weidenarten, von der schwärzenden Weide bis hin zur lavendelblättrigen Weide, in die Sammlung aufgenommen werden. Wiesen mit Arnika und von Baldrian umrandete Wälder stellten wieder den Bezug zur Pharmazie her.

Bevor die Klausurvorbereitung wieder den Großteil der Zeit der Studenten in Anspruch nimmt, wurden zum Abschluss der Exkursion in Tirol noch die Schotterfluren des Lechs besucht. Nach jedem Winter werden hier im Zuge des Frühjahrshochwassers Samen aus hoch liegenden Gebieten angeschwemmt. In der von der Flora des letzten Jahres ­befreiten Schotterflur können sich im Sommer darauf Pflanzen ansiedeln, die man sonst nur in hochalpinen Habitaten findet. So konnte dort unter anderem die Silberwurz und der blaugrüne Steinbrech entdeckt werden.

Einen großen Dank möchten wir Professor Hoffmeister für die Umsetzung dieser Alpenexkursion aussprechen. Ohne sein Engagement wäre es nicht möglich gewesen die erste Alpen­exkursion für Jenaer Studenten nach über sechs Jahren anzubieten. |

Jonas Schlauersbach

Fachschaft Pharmazie Jena

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