Leserbriefe

Auflösung des dpv

Alarmierendes Zeichen

Zum Beitrag „Pharmazeutinnen-Verband löst sich auf“ in DAZ Nr. 29 vom 16. Juli 2015, Seite 20

Der VdPP bedauert es sehr, dass der Deutsche Pharmazeutinnen Verband (dpv) sich mangels Beteiligung selbst aufgelöst hat.

Obwohl in den letzten Jahrzehnten insbesondere durch die Frauenbewegung, durch Feministinnen, durch Genderpolitik und auch durch berufsbezogene Frauenorganisationen spürbare Fortschritte für Frauen durchgesetzt werden konnten, ist längst nicht ein Zustand erreicht, der uns zufrieden stellen könnte. Gleichberechtigung ist nicht realisiert, immer noch tragen Frauen eine höhere Belastung in der Gesellschaft, ihre finanziellen Einkommen sind geringer, im gesellschaftlichen Leben sind sie beträchtlich unterrepräsentiert. Und es gibt ­erheblichen professionellen Aufklärungs- und Handlungsbedarf, um den Frauen als Patientinnen gerecht zu werden.

Alles das zeigt sich auch in den Organisationen der ABDA: fast drei Viertel der Apothekerschaft sind Apothekerinnen, aber nur ca. 50 Prozent Apothekenleiterinnen; in den Berufsgremien sind sie in der absoluten Minderheit, selbst bei den Ehrungen innerhalb der Apothekerschaft kommen sie (natürlich?!) als Ausnahmen vor. Und dass Arzneimittel bei Frauen anders wirken können als bei Männern, müsste in manchen Apotheken überhaupt erst als fundiertes Wissen ­ankommen und wäre im Übrigen auch ein Bestandteil der von uns geforderten evidenzbasierten Beratungstätigkeit.

Der dpv hatte sich alle diese Themen auf die Fahne geschrieben. Mit dem Gender Medizin Kongress wollte er der professionellen Verantwortung mehr Gewicht verleihen. Insofern bräuchten wir viel mehr dpv als gar keinen, und es ist ein alarmierendes Zeichen, dass hier so wenige Interessentinnen zu gewinnen waren. Wir finden es schade, dass eine „andere“ Stimme innerhalb der Apothekerschaft und der ABDA verloren geht.

Der VdPP hat in seinem Programm auch zum Thema „Frauen in der Pharmazie“ Positionen und Forderungen erarbeitet, die weiterhin zur politischen Arbeit des Vereins gehören ­werden.

Thomas Hammer, für den Vorstand des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP)

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.