Die Seite 3

Die Sorgen ernst nehmen

Dr. Benjamin Wessinger, Chefredakteur der DAZ

Rund ein Jahr, nachdem die ABDA-Mitgliederversammlung das Perspektivpapier „Apotheke 2030“ verabschiedet hat, ist die Unsicherheit innerhalb der Apothekerschaft immer noch groß. Was bedeutet dieses Papier konkret für den Alltag? Wann werden die neuen Dienstleistungen Medikationsanalyse und -management eingeführt? Welche Voraussetzungen muss eine Apotheke dafür erfüllen? Und was bedeuten diese Worte – Medikationsanalyse und -management – eigentlich genau?

Wenn das Papier, das im letzten Jahr mit solch einem Aufwand erstellt und verabschiedet wurde, nicht „gerahmt an der Wand enden“ soll, wie Schmidt einmal sagte, sondern tatsächlich umgesetzt werden soll, steht der ABDA und ihren Mitgliedsorganisationen, steht allen Befürwortern noch viel Arbeit bevor. Das wurde wieder einmal klar bei den 2. „Stuttgarter Gesprächen“, einer von der DAZ zusammen mit Professor Kaapke veranstalteten Diskussionsrunde. Das Thema dieses Mal: „Ein Jahr Perspektivpapier – was läuft schon, was kommt noch, welche Erfahrungen wurden gemacht?“ ABDA-Präsident Friedemann Schmidt nutzte die Chance, das Vorhaben zu erklären, dafür zu werben und auch das eine oder andere Missverständnis aufklären (s. „Zukunft des Berufs oder wirtschaftliches Risiko?“, S. 18 dieser DAZ).

Denn die Zahl der Kritiker des Papiers und seiner Ziele ist groß, und viele der Kritikpunkte sollten ernst genommen werden. Oft handelt es sich nicht um eine grundlegende Ablehnung, sondern eher um die Sorge, die Konsequenzen einer Neuausrichtung des Berufs könnten nicht genug bedacht worden sein: Kann es gutgehen, wenn sich ein Beruf, der jahrhundertelang vom Verkauf (und früher auch von der Herstellung) von Produkten gelebt hat, nun plötzlich zu einem Dienstleister entwickelt, der für kognitive Leistungen, für Betreuung, für Optimierung, für Management entlohnt werden soll? Wie soll eine Branche, die schon heute händeringend Fachkräfte sucht, diese neuen Aufgaben personell schultern, wenn doch die alte Aufgabe, die Abgabe von Arzneimitteln, nicht nur nicht weniger wird, sondern durch ständig neue Bürokratismen auch immer zeitaufwendiger? Solche Fragen müssen beantwortet werden!

Mit Friedemann Schmid hat die ABDA einen Präsidenten, der die Ausrichtung des Apothekerberufs hin zu mehr Patientenorientierung, zu mehr kognitiven statt logistischen Tätigkeiten, zum Hüter der Arzneimitteltherapiesicherheit und zum Begleiter des Patienten durch seine Arzneimitteltherapie authentisch vermitteln kann. Man merkt ihm die feste Überzeugung an, dass dieser Weg – verbunden mit der Verteidigung der Freiberuflichkeit des Apothekers und der heutigen Struktur des Apothekenmarkts – der richtige für den Beruf ist.

Nur: Professor Kaapke hat Recht, wenn er als Moderator am Ende der Gesprächsrunde den Standesvertretern den Ratschlag mitgibt, die Punkte und Ziele des Perspektivpapiers zu konkretisieren und sie vor allem immer wieder zu erklären. Friedemann Schmidt, sein Vize Arnold und BAK-Präsident Kiefer täten gut daran, ihre ganze Überzeugungskraft aufzubieten und den Apothekern die Ziele und die einzelnen Schritte dorthin zu erklären, die dabei entstehenden Fragen zu beantworten – und vor allem die Sorgen ernst zu nehmen.

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