Arzneimittel und Therapie

Weg mit Papeln und Pusteln

Antiparasitikum Ivermectin als neue Therapieoption bei Rosazea im Stadium II

Für die papulopustulöse Rosazea (siehe auch unter „Dermatologie“ „Gegen die Gesichtsröte“) steht seit Juni 2015 mit Ivermectin 1 mg/g Creme (Soolantra®) eine neue topische Therapie zur Verfügung. Sie verbessert das Hautbild rasch und anhaltend und ist der bisherigen Standardtherapie mit Metronidazol 0,75% Creme überlegen. Die Verträglichkeit ist hoch, auch lang_fristig.

Ivermectin ist kein unbekannter Wirkstoff. Er wird seit mehr als 20 Jahren als Breitspektrum-Antiparasitikum eingesetzt, und zwar gegen Nematoden sowie gegen Arthropoden wie Milben, Läuse und Bettwanzen. Von der chemischen Struktur her gehört es zu den Makroliden, allerdings ohne antibiotische Eigenschaften zu besitzen. Vielmehr wird die Wirksamkeit von Ivermectin bei papulopustulöser Rosazea auf einen dualen Wirkansatz zurückgeführt: antientzündlich und antiparasitär. Im Detail geklärt sind die Wirkmechanismen noch nicht. „Sicher ist:“, so Professor Dr. Thomas Luger, Direktor der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster, auf einer vom Hersteller Galderma unterstützen Veranstaltung „es hemmt die Aktivität von Entzündungszellen ebenso wie die Freisetzung von Entzündungsmediatoren und chemotaktischen Mediatoren.“ Auch antioxidative Eigenschaften sind beschrieben. Gleichzeitig reduziert Ivermectin vermutlich auch die Dichte der Demodex-Milbe auf der Haut, die ein wichtiger Trigger der Rosazea zu sein scheint. „Im Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen findet sich bei Patienten mit Rosazea eine sechsfach erhöhte Demodex-Dichte“, so Luger. Demodex kurbelt inflammatorische Signalwege an, über eine Aktivierung von Inflammasom sowie von Cathelizidin, einem antimikrobiellen Peptid.

Besseres Hautbild

Die Zulassung von Ivermectin bei Rosazea papulopustulosa basiert auf Daten von drei Phase-III-Studien mit insgesamt 2.300 Patienten. Zwei Studien vergleichen Ivermectin 10 mg/g Creme einmal täglich mit dem Vehikel, die ATTRACT (Assessment of a Topical Treatment in Rosazea: Activity, Compliance, Tolerability)-Studie vergleicht Ivermectin mit dem bisherigen Therapiestandard Metronidazol 0,75% Creme. An den beiden Vehikel-kontrollierten Studien mit identischem Studiendesign, wie von der FDA gefordert, wurden 683 bzw. 688 Patienten mit moderater bis schwerer papulopustulöser Rosazea eingeschlossen. Der IGA (Investigator`s Global Assessment) mit einem Score von 0 (erscheinungsfrei) bis 4 (schwer) lag bei etwa 80% der Studienteilnehmer bei 3, bei den übrigen bei 4. Nach zwölf Wochen erreichten unter Ivermectin signifikant mehr Patienten einen IGA-Score von 0 oder 1 (fast erscheinungsfrei) als in der Kontrollgruppe (38,4% vs. 11,6%; 40,1% vs. 18,8%; p < 0,001). Die Wirkung setzte rasch ein: Bereits nach vier Wochen war der Vorteil von Ivermectin signifikant. Beide Studien wurden über weitere 40 Wochen fortgeführt mit dem Unterschied, dass Patienten der Kontrollgruppe nun mit 15%iger Azelainsäure zweimal täglich behandelt wurden. Unter Ivermectin kam es im Verlauf zu einer kontinuierlichen Verbesserung mit einem IGA-Score von 0 oder 1 bei 70% der Patienten nach 52 Wochen, unter Azelainsäure war dies bei knapp 60% der Fall.

Metronidazol überlegen

Spannender aber sind die Daten zum direkten Vergleich von einmal täglich Ivermectin 10 mg/g Creme mit zweimal täglich Metronidazol 0,75% Creme in einer Prüfarzt-verblindeten Parallelgruppenuntersuchung, ebenfalls bei moderater bis schwerer papulopustulöser Rosazea. Das Antiparasitikum hatte auch hier die Nase vorn mit einer Reduktion inflammatorischer Läsionen gegenüber dem Ausgangswert um 83% gegenüber 73,7%. Hier wurde die Studie über 36 Wochen verlängert und untersucht, wie lange die Patienten in Remission bleiben, bei denen Papeln und Pusteln komplett abgeheilt waren. Unter Ivermectin waren das 115 Tage, unter Metronidazol nur 85 Tage. „Die Therapie kann also bei Erscheinungsfreiheit unterbrochen werden“, so der Dermatologe Professor Dr. Thomas Dirschka, Wuppertal. „Bei einem Schub spricht der Patient wieder genauso gut an.“ Die Sicherheit der Therapie ist hoch, die Nebenwirkungen insgesamt gering: Im Vergleich mit dem Vehikel lagen die Nebenwirkungen auf Placeboniveau – mit tendenziell weniger brennendem Hautgefühl, Juckreiz und trockener Haut unter Ivermectin. Im Vergleich zu ­Metronidazol waren die Nebenwirkungen etwa vergleichbar bei einer etwas besseren lokalen Verträglichkeit unter Ivermectin. Fazit von Dirschka: „Ivermectin ist der neue Goldstandard in der Therapie der Rosazea papulopustulosa.“ Das gelte vor allem für Patienten, die erstmals wegen einer Rosazea im Stadium II behandelt werden. Bei Patienten, die mit Metronidazol erfolgreich behandelt werden, besteht keine Notwendigkeit zur Umstellung. |

Apothekerin Dr. Beate Fessler

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