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Mehr Verantwortung für Apotheker und PTA!

ADEXA-Erlebnis- und Gewerkschaftstag in Berlin

Wenn die Apotheke in der Arzneimitteltherapie größere Verantwortung übernehmen will, braucht ihr pharmazeutisches Personal entsprechende Kompetenzen. So lautete ein Fazit des Erlebnis- und Gewerkschaftstages von ADEXA am 20. Juni in Berlin. Außerdem braucht die Apotheke Zugang zu den Diagnosedaten auf der elektronischen Gesundheitskarte. Unverständnis erntete die Haltung des Deutschen Apothekerverbandes, ­darauf zu verzichten, um sich nicht mit den Ärzten anzulegen.

ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer begrüßte rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim fünften Erlebnis- und Gewerkschaftstag. Wie in den Vorjahren stand ein Mix aus fachlicher Fortbildung, Arbeitsrecht und Kommunikation sowie berufspolitisch aktuellen Themen auf dem Programm. Denn die Mitarbeiter in Apotheken bekommen immer wieder zu spüren: Es reicht nicht, fachlich gut und bei den Patienten beliebt zu sein. Mindestens ebenso wichtig ist das Durchsetzungsvermögen gegenüber anderen Akteuren in der Berufs- und Gesundheitspolitik, in Tarifverhandlungen und manchmal auch am Arbeitsplatz.

Berufspolitik, fachliche Fortbildung, Arbeitsrecht und Kommunikation – das Programm des Erlebnis- und Gewerkschaftstages war bunt gemischt.

Jahresarbeitszeitkonto: Flexibilität braucht klaren Rahmen

Rechtsanwältin Minou Hansen von ADEXA begann ihren Vortrag mit einem Appell an die Angestellten, die derzeit starke Nachfrage nach Fachkräften bei Verhandlungen zu nutzen. Anschließend ging es um die komplexe Materie des Jahresarbeitszeitkontos. Damit es für beide Seiten von Vorteil ist, müssen Arbeitgeber wie Arbeitnehmer die Spielregeln des Tarifvertrages einhalten. Insbesondere der Arbeitgeber ist in der Pflicht, wenn es um die schriftliche Vereinbarung inklusive eines Wochenarbeitsplans, die wöchentliche Abzeichnung, Wahrung von Ankündigungsfristen bei geänderten Arbeitszeiten und den Ausgleich von Plus- und Minusstunden zum Jahresende geht. Wenn es in der Apotheke eine elektronische Zeiterfassung gibt, lässt sich diese an die tariflichen und gesetzlichen Vorgaben anpassen. Hansen riet den anwesenden Mitgliedern, sich ihre Arbeitsverträge noch einmal anzuschauen und Neuverträge vor dem Unterzeichnen grundsätzlich von der Rechtsabteilung überprüfen zu lassen. Musterverträge gibt es von ADEXA, vom Deutschen Apotheker Verlag und den Arbeitgeberverbänden.

Burn-out: Risiken und Hilfen

Burn-out wird zwar häufig als Mode­erkrankung abgewertet, aber bereits in der Bibel, bei Shakespeare und Thomas Mann stehen Beschreibungen eines seelisch-körperlichen Ausgebranntseins. Eine klinische ICD-Diagnose des Burn-out gibt es allerdings nicht, erläuterte Prof. Dr. Kristina Friedland von der Universität Erlangen/Nürnberg. Das Maslach Burnout Inventory (MBI) als gängiges Testverfahren mit rund 20 Fragen ist für die Arbeitspsychologie gedacht, denn Burn-out steht – im Gegensatz zu den Differenzialdiagnosen Depression und chronische Erschöpfung – immer im Zusammenhang mit dem Arbeitsumfeld, das auch häusliche Pflegetätigkeiten einschließen kann.

Mögliche Probleme am Arbeitsplatz? Prof. Dr. Kristina Friedland (li.) sprach über die Vorbeugung und Beseitigung von Burn-out-Zuständen, Minou Hansen informierte als Juristin über die Führung von Jahresarbeitszeitkonten.

Zu den äußeren Gründen für die Zunahme von Burn-out-Situationen gehören der Verlust von Sicherheiten, die ständige Erreichbarkeit, Effizienzsteigerung und Fragmentierung. Als individuelle Stressverstärker nannte Friedland u. a. Perfektionismus, Überverantwortlichkeit, Harmoniedrang und Kontrollzwang. Burn-out kann bei starker Ausprägung auch eine Depression nach sich ziehen. Suizidgedanken sind beim klassischen Burn-out aber nicht vorhanden. Um ein Burn-out zu beseitigen, seien Veränderungen der Arbeitsbedingungen unabdingbar, ein Wechsel des Arbeitsplatzes oder gar des Arbeitsgebers sei dagegen nicht zwingend nötig, so Friedland. In der EU wurde bereits 2004 eine Rahmenvereinbarung der Sozialpartner, d. h. Arbeitgeber und Gewerkschaften, zu psychischem Stress am Arbeitsplatz getroffen, die Ende 2013 ins deutsche Arbeitsschutzgesetz übernommen wurde. Seitdem müssen Unternehmen die gesundheitliche Gefährdung ihrer Mitarbeiter auf diesem Gebiet ermitteln.

Apotheker und PTA im ­Medikationsmanagement

Dr. Jochen Pfeifer, PharmD, Apothekeninhaber in Velbert und Dozent am College of Pharmacy der Universität von Minnesota, stellte in seinem Vortrag Inhalte, Voraussetzungen und Hürden für das Medikationsmanagement in deutschen Apotheken vor. Dabei scheute er sich nicht vor umstrittenen Thesen und kritischen Seitenhieben. So forderte er eine stärkere Spezialisierung der Apotheker und eine Pflichtfortbildung nach dem Vorbild der Ärzte. Für die Versorgung von Altenheimen könnte eine Weiterbildung in Geriatrischer Pharmazie zur Voraussetzung gemacht werden. Und die Abrechnung von Kassenrezepten könnte dann von der Teilnahme an Fortbildungen abhängig gemacht werden.

Fotos: ADEXA/sjo

ADEXA-Vorsitzende Barbara Neusetzer und Dr. Jochen Pfeifer wünschen eine wichtigere Rolle der Apotheke beim Medikationsmanagement und fordern mehr Kompetenzen des pharmazeutischen Personals auf diesem Gebiet.

Pfeifer plädierte auch für eine Verlängerung der PTA-Ausbildung und weitere Schulungsmaßnahmen. Besser qualifizierte PTA würden es den Apothekern erlauben, neue Formen der pharmazeutischen Betreuung umzusetzen.

Für viele PhiP sei die Arbeit in den öffentlichen Apotheken „ein Kulturschock“, so Pfeifer. Die gut ausgebildeten jungen Nachwuchspharmazeuten wünschen sich z. B. langfristig, dass der Arzt nur noch Diagnosen stelle, während der Apotheker die Pläne für die Arzneimitteltherapie erstellt.

Zeitgleich zum Thema Medikations­management konnten sich die teilnehmenden PKA unter der Leitung von Kommunikationsexpertin Marion Nagel in einem Workshop für problematische Gesprächssituationen fit machen (dazu mehr in der nächsten DAZ).

Rund um die Vorträge gab es einen lebhaften Austausch zwischen den Teilnehmern. Barbara Neusetzer und das Veranstaltungsteam von ADEXA freuten sich über viel positives Feedback. |

Dr. Sigrid Joachimsthaler

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