Arzneimittel und Therapie

HPV-Impfung auch für Jungen?

Eine neue Krebs-Vorbeugungsstrategie, die sich rechnet

Die HPV-Schutzimpfung bei Mädchen zur Vorbeugung von Gebärmutterhals-Krebs ist mittlerweile in vielen Ländern gang und gäbe. Auch wird die Einführung der Impfung bei Jungen diskutiert. Sie soll das Auftreten von Oropharynx-Karzinomen effektiv reduzieren können. In Kanada wurde nun in diesem Zusammenhang eine Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt.

Viele Länder haben in den letzten Jahren die Impfung gegen Humane Papilloma-Viren (HPV) bei Mädchen in ihre nationalen Impfprogramme aufgenommen. Das Auftreten von Gebärmutterhals-Krebs konnte so signifikant reduziert werden. Nun hat sich gezeigt, dass die Inzidenz von HPV-induzierten Oropharynx-Karzinomen vor allem bei Männern stark zunimmt. Vermutlich wird das Oropharynx-Karzinom in einigen Jahren die häufigste HPV-induzierte Krebsart sein und den Gebärmutterhals-Krebs einholen. Aus diesem Grund wird die breite Einführung einer HPV-Impfung auch für Jungen diskutiert. Diese wird bislang nicht von den Krankenversicherungen übernommen. Inwiefern ein solches Impfprogramm sinnvoll wäre, wurde nun in Form einer Kosten-Nutzen-Analyse von einem kanadischen Forscherteam untersucht.

Für die Studie wurde eine theoretische Kohorte von kanadischen Jungen im Alter von zwölf Jahren (n = 192.940) herangezogen. Mittels eines Markov-Modells wurden die potenziellen Kosten und die Wirksamkeit einer HPV-Impfung einem Szenario ohne Impfung gegenübergestellt. Das Modell umfasste fünf Gesundheitszustände (gesund, HPV-infiziert, Krebs, Überleben, Tod), wobei jedem Status ein Drei-Monats-Zyklus zugeordnet wurde. Der theoretische Übergang der Probanden zwischen den verschiedenen Zuständen wurde anhand von Übertrittswahrscheinlichkeiten ermittelt, die wiederum aus Patienten- oder Literaturdaten gewonnen wurden. Als Zielparameter wurden die Kosten pro qualitätskorrigiertem Lebensjahr (Quality-Adjusted Life-Year, QALY) definiert.

Ersparnis durch Impfung

Unter der Annahme einer 99%igen Wirksamkeit der Impfung und einer Durchimpfungsrate von 70% führte die HPV-Impfung zu 0,05 mehr QALY und sparte 145 Kanadische Dollar (CAD) pro Individuum. Bei einer 50%igen Wirksamkeit der Impfung und einer Durchimpfungsrate von 50% würde die Impfung 0,023 mehr QALY bringen und 42 Kanadische Dollar pro Individuum einsparen. Insgesamt würde eine HPV-Impfung bei Jungen eine Ersparnis zwischen acht und 28 Millionen Kanadische Dollar bei einer theoretischen Kohorte von 192.940 Individuen bedeuten. Basierend auf dieser Studie könnte ein HPV-Impfprogramm für männliche Jugendliche durchaus eine kosteneffektive Vorbeugungsstrategie gegen Oropharynx-Karzinome darstellen. Auf weitere Studien und die Entscheidung der Gesundheitsbehörden und Kostenträger darf man gespannt sein. |

Quelle

Graham DM et al. A Cost-Effectiveness Analysis of HPV-Vaccination of Boys for the Prevention of Oropharyngeal Cancer. Cancer 2015. Doi: 10.1002/cncr.29111

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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