Arzneimittel und Therapie

Abbrechen ist bei jedem Zweiten möglich

Bei remittierender rheumatoider Arthritis können Medikamente oft reduziert oder abgesetzt werden

Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis, die unter einer medikamentösen Behandlung symptomfrei sind, können möglicherweise eine Therapiepause einlegen. Zu diesem Schluss kommt die Interimsanalyse einer multizentrischen Studie.

Dank einer Therapie mit DMARDs (DMARDs = disease-modifying anti-rheumatic drugs) erreichen viele Patienten, die an einer rheumatoiden Arthritis erkrankt sind, eine klinische Remission. Für sie – und für ihre Ärzte – stellt sich dann die Frage, ob die Symptomfreiheit auch ohne weitere medikamentöse Unterstützung bestehen bleibt. Kurz gesagt: Führt ein Absetzen der Therapie zu einem erneuten Krankheitsausbruch oder bleibt die Remission erhalten? Diese Frage ist nicht nur für die betroffenen Patienten von Bedeutung, sondern tangiert auch die nicht unerheblichen Kosten einer medikamentösen Therapie mit DMARDs. Eine prospektive Studie, von der eine aktuelle Zwischen­auswertung vorliegt, befasst sich daher mit diesem Thema.

Dreiarmige prospektive Studie

In die prospektive, randomisierte, multizentrische Studie (RETRO = Reduction of Therapy in patients with Rheumatoid arthritis in Ongoing remission) wurden Patienten mit rheumatoider Arthritis aufgenommen, die unter einer Therapie mit konventionellen DMARDs (MTX, Leflunomid, Hydroxychloroquin, Sulfasalazin) und/oder biologischen DMARDs (Inflix­imab, Adalimumab, Etanercept, Golimumab, Certolizumab, Tocilizumab) eine Remission erreicht hatten und deren Disease Activity Score DAS28 während der vergangenen sechs Monate unter 2,6 lag. Der von der European League Against Rheumatism entwickelte DAS28 wird zur quantitativen Beurteilung einer rheumatoiden Arthritis eingesetzt. Die Werte reichen von 2,0 bis 10,0, wobei höhere Werte eine höhere Krankheitsaktivität widerspiegeln. Ein DAS28 unter 2,6 wird als Remission gewertet.

Die Patienten wurden drei Gruppen zugeteilt:

  • Patienten der Gruppe 1 erhielten weiterhin ihre gewohnte Therapie mit DMARDs.
  • Bei Teilnehmern der Gruppe 2 erfolgte eine Dosisreduktion aller konventionellen und/oder biologischen DMARDs um 50%.
  • Probanden der Gruppe 3 erhielten sechs Monate lang eine um 50% reduzierte Therapie mit konventionellen und/oder biologischen DMARDs, dann folgten sechs Monate ohne die Gabe von DMARDs.

Bei Rückfällen wurden die Patienten wieder mit ihren zuvor eingesetzten Medikamenten behandelt. Primärer Studienendpunkt war der Erhalt der Remission während zwölf Monaten.

Dosisreduktionen oder Therapieabbrüche sind möglich

Für eine Interimsanalyse lagen die Daten von 101 Patienten vor. 67 von ihnen waren in Remission geblieben, 34 hatten einen Rückfall erlitten. Betrachtet man die Rückfälle der einzelnen Gruppen, ergibt sich folgendes Bild: Unter der gewohnten Therapie (Gruppe 1) kam es bei 16% der Patienten zu einem Rückfall. Unter einer reduzierten Therapie (Gruppe 2) erlitten 39% der Probanden einen Rückfall, und nach einem Behandlungsabbruch (Gruppe 3) wurde bei 52% der Patienten ein Rückfall verzeichnet. Das heißt, knapp die Hälfte der Patienten blieb auch ohne die Gabe von DMARDs in einer stabilen Remission. Trat ein Rückfall ein, so war das meist innerhalb der ersten sechs Monate nach der Therapiereduktion der Fall.

In einer weiteren Analyse wurden mögliche Prädiktoren für einen Rückfall untersucht. Dabei zeigte sich eine Assoziation zwischen dem Nachweis von ACPA (ACPA = Antikörper gegen citrullinierte Peptide/Proteine, die zur Labordiagnostik einer rheumatoiden Arthritis herangezogen werden) und dem Krankheitsverlauf. So waren von den Patienten, die einen Rückfall erlitten hatten, vor Studienbeginn rund 70% ACPA-positiv, aber nur 54% der Patienten, die in Remission geblieben waren.

Fazit

Aus den Ergebnissen der Zwischenauswertung ziehen die Autoren folgende Schlüsse: Eine Dosisreduktion oder ein Absetzen der Therapie scheint bei ungefähr jedem zweiten Patienten möglich zu sein. Wie lang die Remission anhalten wird, muss geklärt werden. Vorsicht ist bei den Patienten mit positivem ACPA-Nachweis geboten, da diese ein höheres Rückfallrisiko aufweisen. |

Quelle

Haschka J et al. Relapse rates in patients with rheumatoid arthritis in stable remission tapering or stopping antirheumatic therapy: interim results from the prospective randomised controlled RETRO study. Ann Rheum Dis 2015;0:1-7 doi:10.1136/annrheumdis-2014-206439

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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