Arzneimittel und Therapie

Embryotox warnt vor RAAS-Inhibitoren

Hohe Missbildungsrate

ACE-Hemmer und AT1-Antagonisten (Sartane) können im zweiten und dritten Trimenon einer Schwangerschaft schwere Fetopathien verursachen. Obwohl diese Tatsache schon lange bekannt ist, werden nach wie vor Schwangere mit diesen Blutdrucksenkern behandelt. Das Pharmakovigilanzzentrum für Embryonaltoxikologie an der Berliner Charité ist um Aufklärung bemüht.

Inhibitoren des Angiotensin Converting Enzyme (ACE-Hemmer) und Sartane entfalten ihre blutdrucksenkende Wirkung durch Eingriff in das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS). Sie werden zur Blutdrucksenkung eingesetzt und gelten als sichere Arzneimittel – mit einer wichtigen Einschränkung: beide Substanzgruppen sind fetotoxisch. Durch den verminderten RAAS-Tonus im fetalen Kreislauf wird vermutlich die Harnproduktion reduziert, die zum Erhalt der Fruchtwassermenge nötig ist. Dies führt ab der 20. Schwangerschaftswoche zu einer verringerten (Oligo­hydramnion) bis fehlenden Fruchtwassermenge (Anhydramnion). Fetale Nierenfunktionsstörungen bis zur ­Anurie, Gelenkkontrakturen, Lungen- und Schädelhypoplasie sowie Hohl­venenthrombose sind die Folge.

Diese Erkenntnisse beruhen auf Fallberichten. Eine Aussage über die Häufigkeit von Fetopathien unter RAAS-Inhibitoren ist daher nur begrenzt möglich. Grundsätzlich muss bei jeder Schwangerschaft, in der ab dem zweiten Trimenon RAAS-Inhibitoren gegeben werden, mit einem Fetopathie-­Risiko gerechnet werden.

Das Pharmakovigilanzzentrum (PVZ) für Embryonaltoxikologie der Charité (embryotox) stellt fest, dass keine Abnahme von Schwangerschaften unter RAAS-Hemmer-Therapie zu verzeichnen ist. Man müsse außerdem von einer nicht unerheblichen Dunkelziffer ausgehen, da RAAS-Inhibitoren zu den am häufigsten verordneten Antihypertensiva zählen. Das Pharmakovigilanzzentrum empfiehlt daher unbedingt, die Medikation von Schwangeren genauestens zu überprüfen und gegebenenfalls entsprechend anzupassen. Bluthochdruck in der Schwangerschaft ist mit Alpha-Methyldopa und Betablockern gut behandelbar. Vor allem für Metoprolol gibt es umfangreiche Erfahrungen zur Anwendung in der Schwangerschaft. Auch bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte die Verordnung von RAAS-Inhibitoren sorgfältig abgewogen werden, um nicht während der Schwangerschaft die ­Medikation umstellen zu müssen. ­Sollten Frauen im ersten Trimenon der Schwangerschaft ACE-Hemmer oder Sartane eingenommen haben, kann ­jedoch Entwarnung gegeben werden – es liegen keine Hinweise auf Teratogenität im ersten Trimenon vor. |

Quelle

Oppermann M et al. Fetotoxisches Risiko der AT1-Antagonisten und ACE-Hemmer. Bulletin zur Arzneimittelsicherheit – Informationen aus BfArM und PEI. Ausgabe 01/2015

Apothekerin Dr. Birgit Benedek

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