INTERPHARM 2015 – Wirtschafts-Interpharm

Wer gewinnt bei der Generation Y?

Ein Kommentar von Thomas Müller-Bohn

Dr. Thomas Müller-Bohn, Redakteur der DAZ

Wer Personal für die Apotheke sucht, kommt an der Generation Y – den nach 1980 Geborenen – nicht vorbei. Dies war eine der Botschaften der Wirtschafts-Interpharm. Dazu erläuterte die Psychologin Isabelle Pfister: Ein angemessenes Gehalt ist zwar nötig, aber mehr Geld eher nicht entscheidend für die Arbeitsplatzwahl. Stattdessen kann die ­Generation Y mit weichen Faktoren wie gutem Betriebsklima, flexiblen Arbeitszeiten und intensiver Fortbildung gelockt werden. – Doch diese Erkenntnis darf nicht über eines hinweg täuschen: Auch weiche ­Faktoren, die nicht als Gehalt ausgezahlt werden, kosten ein Unternehmen Geld. Letztlich müssen alle Leistungen erwirtschaftet werden. Die Generationen unterscheiden sich allenfalls darin, wofür sie ­erwirtschaftete Mittel einsetzen.

Nur erfolgreiche Apotheken können daher leistungsfähige Mitarbeiter gewinnen, die wiederum Kunden begeistern und so für mehr Gewinn sorgen. Auf dieser Gewinnerstraße werden Apotheken immer erfolgreicher. Dies gelingt nur zu Lasten ­anderer Apotheken, zu denen die Kunden dann nicht mehr gehen. In einem insgesamt unterfinanzierten System fehlen diesen Apotheken die Mittel, um ihr Personal zu motivieren und zu halten und ihre Kunden zu überzeugen. Die Erfolge einiger „Leuchtturm“-Apotheken dürfen also nicht darüber hinwegtäuschen, dass das System langfristig immer mehr Geld brauchen wird, um die Versorgung flächendeckend – also auch an weniger günstigen Standorten – auf hohem Niveau zu sichern. Der Wettbewerb um das Personal, das sich den Arbeitsplatz aussuchen kann, wird dieses Problem verschärfen. Eine erfolgreiche Apotheke, die den Kunden vielfältige interessante Leistungen bietet, macht auch den Mitarbeitern mehr Spaß.

Für Apothekenleiter bedeutet das: Nur die Offensive für mehr und für begeisterte Kunden und Mitarbeiter bietet Erfolgschancen. Die Alternative ist nicht, den derzeitigen Stand zu halten, sondern über kurz oder lang von einem Nachbarn verdrängt zu werden. Keine passende Nachfolge für eine wichtige ausscheidende Mitarbeiterin zu finden, kann zum ersten Schritt auf einer Verliererstraße werden.

Für die Politik bedeutet das: Auch ohne Inflation erhöhen anspruchsvollere Leistungen die Kosten. Ein stabiles flächendeckendes Arzneimittelversorgungssystem braucht daher regelmäßig und verlässlich angepasste Honorare. Anderenfalls wird die Zahl der Apotheken über viele Jahre weiter sinken, wie es Verschwörungstheoretiker schon lange als Ziel der Politik vermuten. Um an kritischen Standorten die Versorgung zu sichern, sind dann allerdings neue Finanzierungsin­strumente nötig. Mehr Geld ist also unvermeidlich. Die Frage ist nur, ob die Politik neue Mittel gezielt verteilt oder dies dem Markt überlässt.

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