Prisma

Feinstaub bleibt uns erhalten

Prognose für das Jahr 2030

cae | Um die Feinstaubbelastung wesentlich zu verringern, wären milliardenschwere Investitionen erforderlich. Doch in einigen Städten Europas könnte die Luft sogar noch schmutziger werden.
Foto: Anja Krummeck – Fotolia.com

Stuttgart leidet u. a. wegen seiner Kessellage unter schlechter Luft.

Inhalierbarer Feinstaub hat einen Partikeldurchmesser von maximal 10 µm (MP10) und ist somit kleiner als ein Pollenkorn (Ø ca. 10 – 100 µm). Besonders kleiner Feinstaub ist lungengängig und dringt in das Kreislaufsystem ein; das Gros verbleibt jedoch in den Lungenbläschen und führt bei hoher Belastung zur Staublunge. Feinstaub kann Lungenkrebs, akute Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachen – die Schätzungen der durch ihn herbeigeführten ­Todesfälle gehen jedoch weit auseinander. Derzeit gelten in der EU folgende Grenzwertbestimmungen für PM10 : Jahresmittel 40 µg/m3; Tagesmittel 50 µg/m3, das jedoch an 35 Tagen im Jahr überschritten werden darf. An 80 Prozent der 1850 Messplätze in der EU wurden diese Grenzwerte im Jahr 2009 nicht eingehalten. Die WHO empfiehlt noch strengere Grenzwerte: Jahresmittel 20 µg/m3; Tagesmittel 50 µg/m3 (ohne Ausnahmen).

Wissenschaftler um Gregor Kiese­wetter am Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Wien prognostizieren, dass sich die Luft in einigen Großstädten und ­Industrieregionen bis zum Jahr 2030 kaum verbessern oder sogar weiter verschlechtern wird, wenn die PM10 -Grenzwerte nicht herabgesetzt (und Verstöße konsequenter geahndet) werden, was allerdings große Investitionen zur Vermeidung von Feinstaub erfordern würde und „politisch gewollt“ sein müsste. Bei einem „Weiterso“ dürfte Stuttgart im Jahr 2030 die höchste PM10 -Belastung in Deutschland aufweisen und die aktuellen Grenzwerte übertreffen; es folgen – knapp im grünen Bereich – München, Berlin und Bremen. Europäische Problemregionen sind weiterhin das oberschlesische Industrierevier, die Po­ebene und Bulgarien. Erstaunlich gut sieht es dagegen für England, das „Heimatland des Smog“, aus. |

Quelle: Kiesewetter G, et al. Modelling street ­level PM10 concentrations across Europe: source apportionment and possible futures. Atmos Chem Phys 2015;15:1539-1553

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