Politik

Es ist auch manches Gold, was nicht glänzt!

Von Prämien, Provisionen und Vergünstigungen

Der Apotheken-Ökonom

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

Bei der Betrachtung denkbarer Vergütungen werden neben den monetären Vergütungsbestandteilen wie Fixum, Prämien und Provisionen auch Anreize genannt, die zwar finanzieller Natur sind, aber nicht in Form eines Gehalts, sondern in Form sonstiger Gehaltsbestandteile ausbezahlt werden. Daneben gibt es noch nicht-finanzielle Anreize wie zugewiesene Aufgabengebiete oder verliehene Titel, auf die an dieser Stelle aber nicht eingegangen werden soll. Gewöhnlich werden fixe Gehaltsbestandteile bezahlt, das gibt auf beiden Seiten Sicherheit, der Apothekenleiter weiß genau, was er zu entrichten hat, der Angestellte kann sich darauf verlassen, den vertraglich vereinbarten Betrag zum festgelegten Termin auf dem Konto vorzufinden. Motivierend ist dies nicht, da spätestens nach zwei bis drei Monaten eine Routine Einzug hält und die Bezahlung als Äquivalent zur erbrachten Stundenzahl, etwas freundlicher ausgedrückt zur erbrachten Leistung angesehen werden darf. In Deutschland ist die Neigung zum Fixum sehr hoch, da das Sicherheitsdenken ausgeprägt ist. Variable Bestandteile machen hier nervös, denn was ist, wenn das Geld nicht fließt und man dann dem selbstgewählten Lebensmodell nur eingeschränkt nachkommen kann?

Variable Gehaltsbestandteile sind zum einen unter Motivationsgesichtspunkten, zum anderen unter Risikoverteilungsgesichtspunkten nicht zu vernachlässigen. Warum nicht auch die Mitarbeiter am Erfolg beteiligen, aber auch umgekehrt für den Fall, dass es gänzlich schlecht läuft das Risiko nicht alleine tragen. Im ersten Fall rufen die Mitarbeiter in der Regel hurra und sind gerne dabei, aber bitte als add-on und wenn möglich regelmäßig und verlässlich. Im zweiten Fall, wenn es nicht so gelaufen ist, tun sich die Mitarbeiter schon deutlich schwerer. Hinweise, dass man ja gerade auch im Erfolg profitiert habe, verhallen ungehört. Eine Lösung wäre, dass der Inhaber nur dann Prämien auslobt, wenn es ihm geboten erscheint. Dies wird aber mit Blick auf die beiden Kriterien Gerechtigkeit und Transparenz als eine eher schlechte Vergütungslösung empfunden.

Nachteilig ist auch, dass zusätzliche Gehaltskomponenten beim Mitarbeiter nur eingeschränkt ankommen, ungeachtet ob eine Erhöhung des Fixums ansteht oder aber das Ausloben einer Provision oder einer Prämie, der Fiskus bedient sich. Je nach Steuerklasse und je nach Gehaltshöhe kann die Steigerung eben gerade in einem Bereich liegen, der die Steuer gnadenlos zuschlagen lässt. Am Ende herrscht beim Mitarbeiter mehr Frust als Frohsinn vor. Deshalb haben sich in jüngerer Vergangenheit immer mehr Optionen durchgesetzt, bei denen der Apothekenleiter den Mitarbeitern etwas Gutes tun kann und dies auch nahezu vollständig bei den Mitarbeitern ankommt. Einziges Problem bei diesen Vergünstigungen ist es, dass im Gegensatz zu Geld nicht alle gleichermaßen davon profitieren, da Fahrgeld, ÖPNV-Ticket und ähnliche Zuwendungen nicht für alle in gleichem Maße interessant sind. Auch hier muss man die steuerlichen Möglichkeiten für Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausloten. Die einschlägig ausgewiesenen Steuerberater können hier mit Rat und Tat zur Seite stehen. Aber auch hier gilt, dass sich der Mensch an derlei Zugaben schnell gewöhnt, deshalb muss immer wieder auf das Besondere hingewiesen werden, gegebenenfalls ist es als Bestandteil in den Vertrag aufzunehmen, denn nichts wird schneller vergessen als die vermeintliche Selbstverständlichkeit und dies soll es ja gerade nicht sein: selbstverständlich. Deshalb sollte man sich auch nicht scheuen, regelmäßig auf derlei Zugeständnisse hinzuweisen und zu verdeutlichen, dass dies die Ausnahme und nicht die Regel ist – auch mit Blick auf Standeskollegen, die ein solches Angebot ihren Mitarbeitern eventuell nicht offerieren. Und versuchen Sie innovativ zu sein und sich immer wieder neue Ideen einfallen zu lassen. Früher oder später werden auch solche Gehaltsbestandteile darüber entscheiden, ob Sie Nachwuchs rekrutieren können oder nicht. Zeigen Sie den Mitarbeitern auf, welcher Vorteil daraus erwächst, dass Sie nicht einfach nur das Fixum erhöhen, sondern zum Teil variabel bezahlen oder aber andere Vergütungsmöglichkeiten ausschöpfen.

Verhaltenswissenschaftler gehen davon aus, dass Geld und geldwerter Vorteil nur extrinsisch motiviert. Da mag Vieles dran sein, aber immerhin es motiviert. Natürlich muss auf der anderen Seite auch die intrinsische Motivation stimmen, also die Arbeit als solches passen. Ist dies nicht gewährleistet, ist es egal, ob Fixum, Prämie oder Fahrgeld. Und dann ist und wird nicht alles zu Gold, was glänzt. |

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