Gesundheitspolitik

Kommt jetzt die Impfpflicht?

Breite Unterstützung für Forderung des CDU-Parteitags

BERLIN (ks) | Der CDU-Parteitag hat die Diskussion um die Einführung einer Impfpflicht für Kleinkinder wieder kräftig angeheizt. Unterstützung kommt von der SPD und von den Ärzten.

Die Delegierten des CDU-Bundesparteitags stimmten am Dienstag folgendem Antrag zu: „Die CDU fordert die Bundesregierung auf, eine gesetzliche Grundimpfpflicht für Kleinkinder einzuführen. Diese Grundimpfpflicht sollte Diphtherie, Tetanus, Poliomyelitis, Hib, Hepatitis B, Keuchhusten (Pertussis), Pneumokokken, Rotaviren, Meningokokken C, Mumps, Masern, Röteln (MMR) und Windpocken (Varizellen) beinhalten.“

„Wir begrüßen das sehr und fordern die Impfpflicht schon lange“, sagte Hermann Josef Kahl vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Nach einer Masern-Epidemie in Berlin in diesem Jahr war eine heftige Debatte um die Einführung der Impfpflicht in Deutschland entbrannt. Die Große Koalition hat daraufhin im Präventionsgesetz Maßnahmen ergriffen, um den Impfschutz zu verbessern. So soll er künftig bei allen Routine-Gesundheitsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie den Jugendarbeitsschutz­untersuchungen überprüft werden. Zudem muss bei der Aufnahme eines Kindes in die Kita ein Nachweis über eine ärztliche Impfberatung vorgelegt werden – anderenfalls drohen Sanktionen.

Lauterbach sieht Mehrheit für Impfpflicht bei der SPD

Die nun erhobene Forderung nach Einführung einer Impfpflicht findet reichlich Unterstützung. Vor allem bei Masern sei das ­„völlig richtig“, sagte SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach gegenüber der Rheinischen Post. Er ist überzeugt, dass sich für die Einführung einer Impfpflicht in der SPD eine breite Mehrheit finden wird und will mit Gesundheits­minister Hermann Gröhe (CDU) möglichst bald darüber ins Gespräch kommen.

Und Ärztekammerpräsident Frank Ulrich Montgomery fordert: „Wir müssen den ernsthaften Versuch unternehmen, für alle Kinder Impfschutz herzustellen, auch wenn es immer Eltern geben wird, die sich trotz Aufklärung verweigern.“

Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) stimmt jedenfalls mit der Zielrichtung dieses Beschlusses überein: „Die Durchimpfungs­raten bei Masern und anderen ­Infektionskrankheiten müssen weiter erhöht werden, um einen wirksamen Schutz aller Kinder und Erwachsenen zu gewährleisten“, betont er. Ob hierfür eine Impfpflicht für Kinder notwendig sei, darüber könne man streiten. „Aber mehr Aufklärung und Überzeugung tun in jedem Fall not“, so Becker.

Und genau hier sieht der DAV-Chef die Apotheker: Sie könnten den Impfstatus regelmäßig kontrollieren und zu empfohlenen Impfungen beraten – das würde die Durchimpfungsraten sicher steigern helfen. „Die Apothekerschaft hat dazu im Frühjahr dieses Jahres ein Handlungskonzept vorgelegt, das die Politik leider im Präventionsgesetz nicht aufgreifen wollte“, erinnert Becker. |

Das könnte Sie auch interessieren

Masern-Ausbruch und Todesfall in der Hauptstadt entfachen Diskussion neu

Vorerst keine Impfpflicht

Die Grünen wollen lieber Beratung verbessern und bringen erneut Impfungen in der Apotheke ins Spiel

Lauterbach pocht auf Masern-Impfpflicht

Nationale Impfkonferenz

Impfpflicht nur letztes Mittel

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.