Gesundheitspolitik

Ruhig Blut!

Von Redewendungen und Sprichwörtern lernen

Der Apotheken-Ökonom

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

Das Blut steht für das Temperament eines Menschen und in den Temperamentstypen nach Hippokrates ist der Sanguiniker (sanguis, das Blut) – es gibt noch den Choleriker (chole = gelbe Galle), den Melancholiker (melos chole = schwarze Galle) und den Phlegmatiker (phlegma = Schleim) – der Menschentyp, der dem Element Luft gleichgesetzt wird. Man kann daher auch vom Luftikus sprechen. „Das liegt mir im Blut“ zeigt auf, dass etwas den Eignungen und Neigungen, ja der innersten Natur eines Menschen entspricht. Es gibt heißes und ruhiges Blut, je nachdem ob man temperamentvoll oder gelassen ist.

Wenn etwas Verärgerung zu erregen droht, dann schafft es böses Blut. Und wenn jemand auf den Geschmack gekommen ist, so hat er Blut geleckt. Nach Blut dürstet der Rachsüchtige, wer sich stark anstrengt, schwitzt Blut und Wasser. Schon Churchill sagte, er habe nur noch Blut, Schweiß und Tränen anzubieten (I have nothing to offer but blood, toil, tears and sweat). Man kann jemanden bis aufs Blut quälen, und wenn es einem Menschen zum blutigen Ernst wird, hat er schon verschiedene Versuche einer moderateren Vorgehensweise hinter sich.

Manche müssen Blut lassen, wenn sie einen Verlust erleiden. Dies kommt aus der Zeit, als Verbrechern die Adern geöffnet wurden und man sie ausbluten ließ. Und wer blutet wie ein Schwein greift diejenigen auf, die besonders viel Blut besitzen und deshalb auch bluten können. Wenn Hände mit Blut befleckt sind oder gar Blut an den Händen klebt, sind Mörder oder Schwerverbrecher in Gänze gemeint. Blutsbrüderschaft hingegen schließt man mit einigen wenigen Auserwählten.

Als Verstärkung wird „blut-“ vor Adjektive gesetzt, um eine Steigerungsform auszudrücken. Blutjung oder blutarm meint dann besonders jung oder besonders arm. Blutarm beschreibt aber auch einen Menschen, der sich besonders ungeschickt anstellt. Der blutige Anfänger versinnbildlicht den ganz frischen, noch im Üben Begriffenen. Dagegen ist denjenigen, die schon länger dabei sind, vieles schon in Fleisch und Blut über­gegangen, es funktioniert als Automatismus.

Das Naturwissenschaftliche liegt den Apothekern im Blut, deshalb haben sie sich für die Pharmazie entschieden und das, was sie dabei nicht immer leichtgängig erlernt haben, ging den Arrivierten früher oder später in Fleisch und Blut über. Gilt dies auch für ökonomisches Geschick, das eben beim Führen einer Offizin-Apotheke unweigerlich dazu gehört? Ist dies auch bei allen und jedem in Fleisch und Blut übergegangen, um sich wieder der eigentlichen Bestimmung widmen zu können? Falsch ist es, wenn zu viel Blut geleckt wird und die Apotheke als Gelddruckmaschine verstanden wird (so dies überhaupt noch geht). Dies mag zwar früher oder später böses Blut erregen, aber bis dahin!

Eine große Stärke, vielleicht aber auch Schwäche der Apothekerinnen und Apotheker liegt darin, ruhig Blut zu bewahren. Vielleicht weil sie lange Zeit wie aus Milch und Blut aussahen, also ­besonders gesund. Die einstmals geschlossenen Blutsbrüderschaften zu Politik und Kassen, sogar zum Großhandel stehen seit geraumer Zeit auf dem Prüfstand, und die einstmals gemeinsam vergossenen Blut, Schweiß und Tränen werden gerne nur noch beim Apotheker vermutet und nur noch von diesem vergossen. Treu bis aufs Blut hat er lange stillgehalten, um sich nun bis aufs Blut aufzuregen. Der Blaublüter unter den Akademikern sieht sich blutigen Politanfängern gegenüber, die alle Jahre wieder sich neu in ein wenig geliebtes Ressort ein­arbeiten, das weniger stark von Qualitätserhaltungs- als von Kosteneinsparungsmotiven geprägt ist. Mir gefriert das Blut, wenn ich daran denke, wie sehr man die Apotheken in den letzten ­Jahren bluten ließ und lässt. |

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