Gesundheitspolitik

Apotheker helfen im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen

Bundeskabinett beschließt Antibiotika-Resistenzstrategie – ABDA verspricht Unterstützung

BERLIN (dpa/jz) | Klare Regeln für den Einsatz von Antibiotika in der Medizin und in der Tierhaltung: Das steht im Mittelpunkt eines Gesetzentwurfs des Gesundheitsministers, den das Bundeskabinett letzten ­Mittwoch verabschiedet hat. Die „Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie“ (DART 2020) soll außerdem die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika, alternative Therapiemethoden und Tests zur Schnelldiagnostik voranbringen.

Jedes Jahr sterben mehrere tausend Menschen an den Folgen von Antibiotika-Resistenzen. Die weltweite Ausbreitung müsse ­gestoppt werden, betonte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Wenn Antibiotika nicht mehr wirkten, drohten die Behandlungsmöglichkeiten in ein Vor-Penicillin-Zeitalter zurückzufallen, mit dramatischen Konsequenzen.

Internationaler Einsatz nötig

Es gehe darum, die Anstrengungen national und international zu verstärken. Kein Staat könne den weltweiten Anstieg der Resistenzen alleine aufhalten. Daher soll bei der WHO-Versammlung nächste Woche ein gemeinsamer Fahrplan verabschiedet werden. Auch beim G7-Treffen im Juni steht das Thema auf der Agenda.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) betonte die Bedeutung der Eindämmung von Resistenzen für die Gesundheit von Mensch und Tier: „Unser Ziel muss es sein, den Einsatz von antibiotisch wirksamen Mitteln weiter zu begrenzen.“ Die Novelle des Arzneimittelgesetzes und das damit etablierte Minimierungssystem sei Voraussetzung für die konsequente Erfassung und die Senkung des Arzneimittel­einsatzes.

Bundesforschungsministerin ­Johanna Wanka (CDU) verwies auf die Bedeutung der Forschung: Es gelte zu verstehen, wie sich Resistenzen bilden und ausbreiten können. „Nur so können wir wirksame Strategien entwickeln, die der steigenden Resistenzbildung entgegenwirken.“ Gleich­zeitig müssten neue, wirksame Antibiotika entwickelt werden, gegen die vor allem die multiresistenten Bakterien wehrlos seien. Daher fördere ihr Ministerium die Antibiotika-Forschung an ­verschiedenen Forschungseinrichtungen.

Sechs Ziele der Strategie

Zu den Zielen der DART 2020 gehört insbesondere die nationale und internationale Stärkung des „One-Health-Ansatzes“, das frühzeitige Erkennen von Resistenzentwicklungen, die Erhaltung und Verbesserung von Therapie-Optionen, die frühzeitige Unterbrechung von Infektionsketten und die Vermeidung von Infektionen, die Förderung des Bewusstseins und die Stärkung der Kompetenzen sowie die Unterstützung der Forschung. „Mit der neuen Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie treiben wir die Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen auf allen Ebenen voran“, bilanziert Gröhe.

ABDA sichert RegierungUnterstützung zu

Bei ihrem Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen wird die Regierung von den Apothekern unterstützt, erklärte die ABDA in einer Mitteilung. Im Hinblick auf die in der DART geforderte Sensibilisierung der Gesellschaft verweist sie auf die jährlich eine Milliarde Patientenkontakte in Apotheken. „Wir nutzen diese, um die Bevölkerung gezielt über den richtigen Umgang mit Antibiotika aufzuklären“, so ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Bakterien hielten sich nicht an Grenzen – um Resistenzen zu bekämpfen, bestehe national und international großer Handlungsbedarf. Vor diesem Hintergrund begrüßt Schmidt, dass das Thema auch beim diesjährigen G7-Gipfel thematisiert werden soll.

Weiterbildung für Krankenhausapotheker

„Resistente Bakterien sind vor allem in Krankenhäusern ein großes Problem“, fügt Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer, hinzu. In Deutschland infizierten sich jedes Jahr zwischen 400.000 und 600.000 Menschen im Verlauf einer Krankenhausbehandlung, schätzungsweise 10.000 bis 15.000 sterben daran. 20 bis 30 Prozent wären allerdings durch eine bessere Einhaltung von bekannten Hygieneregeln vermeidbar. „Wir haben deshalb eine Weiterbildung ‚Infektiologie‘ zum Umgang mit Antibiotika und zur Bekämpfung von Resistenzen entwickelt“, erklärte Kiefer. Die 100-stündige Weiterbildung böten die Apothekerkammern Apothekern, die in Krankenhäusern oder krankenhausversorgenden Apotheken tätig sind, zeitnah an. |

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