Gesundheitspolitik

Neue Wege

Kommentar von Thomas Müller-Bohn

Auf den Apothekertagsbeschluss, evidenzbasierte Daten für die Selbstmedikation zu sammeln, sind noch keine ­Taten gefolgt. Dabei geht es doch „nur“ darum, die nötigen Informationen für eine Bewertung geordnet zur Verfügung zu stellen. Es geht nicht darum, Positiv- oder Negativ­listen zu erstellen oder allen Halsschmerzpatienten nur Bonbons zu empfehlen.

Allerdings zeigen die Erfahrungen mit den Nutzenbewertungen des IQWiG, wie problematisch die evidenzbasierte Medizin ausgelegt werden kann. Wenn Studien höchster Qualität fehlen, belegt das nicht die Sinn­losigkeit des Produktes. Die wahre Kunst ist, aus der vorhandenen, oft lückenhaften Evidenz möglichst viel Information abzuleiten. Darum sind nicht alle Halsschmerzmittel abzulehnen, nur weil sie die Krankheit nicht verkürzen. Vielmehr gilt es ­anzuerkennen, dass viele ­Patienten Linderung suchen und dafür ­gerne ein Lokal­anästhetikum einsetzen. Dann ist die Alternative mit dem ­besten Ver­hältnis erwünschter und un­erwünschter Wirkungen aus­zuwählen. Die nötigen Daten dafür soll das Projekt liefern.

Dazu gehören lebensnahe ­Fragestellungen für die ­Selbstmedikation, damit alt­bewährte Arzneimittel ohne neue Studien nicht überzogenen Anforderungen zum Opfer fallen. Wenn die Apotheker ­dabei für etablierte Arznei­mittel zu verantwortbaren ­Ergebnissen kommen, könnte dies auch für den Umgang mit neuen Arzneimitteln neue Wege aufzeigen.

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