Gesundheitspolitik

Namen sind wie Schall und Rauch?

Menschliche und tierische Namenspatrone als Ausdruck von Individualität

Der Apotheken-Ökonom

Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail: a.kaapke@kaapke-projekte.de

Schaut man sich die Firmierungen von Apotheken an, ist das anzutreffende Spektrum beeindruckend. Dies ist wenig verwunderlich, schließlich sind über 20.000 Verkaufsstellen mit griffigen Namen zu belegen. Dopplungen sind da unvermeidbar, aber dennoch zeigt die Vielfalt an Namen ein hohes Maß an Kreativität – bisweilen aber auch Einfallslosigkeit. Zunächst gibt es Apotheken, die ihren Namen dem Standort entlehnen: Bahnhofs-, Rathaus-, Stadion- usw. -Apotheke sind ganz üblich. Auch Hinweise auf den Namen der Straße, in der sich die Apotheke befindet, sind normal. Eine Friesen-Apotheke findet sich demnach in der Friesen-Straße. Deren Filialen, die gegebenenfalls ebenfalls Friesen-Apotheken heißen, sind dann natürlich andernorts, die Zuordnung entsteht durch die Hauptapotheke vergleichsweise einfach. Nicht selten findet sich auch der Name der Apothekerin, des Apothekers in der Namensbezeichnung der Apotheke. Dies ist gut, solange die Apotheke sich in deren Besitz befindet, danach kann oder muss über eine Umfirmierung nachgedacht werden, vielleicht im besten Sinne für beide: für den Vorbe­sitzer und den Käufer.

Vielerorts lehnt man sich an ­große Dichter und Denker an: Goethe, Schiller, Mörike, Lessing, Hölderlin usw. stehen hier für Apotheken-Namen. Eine Hölderlin-Apotheke in Tübingen und eine Schiller-Apotheke in Marbach oder Weimar sowie eine Hermann-Hesse-Apotheke in Calw machen Sinn, an anderen Stellen muss gegebenenfalls der Zusammenhang hergestellt oder erklärt werden. Auf der anderen Seite waren auf Anhieb bei Internet-­Recherchen keine Böll-, Grass-, Lenz-, Döblin-, Musil- oder Walser-Apotheken zu finden. Bei Walser und Grass noch verständlich, da noch lebend, aber man fragt sich doch, warum andere bekannte Autoren, z. B. der für Köln bedeutende Böll, (noch) nicht in Namen von Apotheken vorkommen.

Ähnliches gibt es von der Verwendung von Tiernamen zu berichten. Löwen- und Bären-, auch Falken- und Möwen-Apotheken gibt es, wenn auch in unterschiedlicher Quantität. Eine ­Bussard-Apotheke war auf die Schnelle nicht zu finden, aber eine Milan-Apotheke. Ob diese dem Roten Milan, einem selteneren Greifvogel, gewidmet wurde oder eine tiefe Verbundenheit zu Mailand oder gar zu einem der dortigen Fußballclubs signalisiert, ist nicht erkennbar. Dennoch sind dies Solitäre und damit einprägsam. Hundenamen kommen praktisch nicht vor, und während eine Schwein- oder Rinds-Apotheke nicht zu finden war, gibt es eine Lamm-Apotheke schon! Selbst Tiger- und Panther-Apotheken gibt es; Gepard- und ­Jaguar-Apotheken aber nicht. Nach einer Nashorn-Apotheke sucht man vergeblich, während das sagenumwobene Einhorn allzu häufig vorkommt. Mut beweist der Inhaber der Nilpferd-Apotheke, der sich vermutlich auszahlt, die Gefahr der Verwechslung kann als überschaubar eingestuft werden. Gorillas, Schimpansen, Giraffen oder Antilopen sind dagegen bei einer Internet-Recherche nicht zu finden gewesen.

Auch Mediziner oder dem Gesundheitswesen entstammende Persönlichkeiten sind Namensgeber für Apotheken, z. B. Virchow oder Paracelsus. Politiker findet man eher selten. Zwar gibt es genügend Apotheken in der Willy-Brandt-Straße, am Willy-Brandt-Platz usw., doch eine Willy-Brandt-Apotheke gibt es nicht. Ähnlich verhält es sich mit Adenauer – nicht aber mit Theodor Heuss. Hier gibt es z. B. Apotheken in Erkelenz und Brackenheim. Letzteres ist nachvollziehbar, da Heuss von dort stammt.

Alpha- und Delta-Apotheken gibt es, Beta- und Gamma-Apotheken nicht. Daimler- und Benz-Apotheken gibt es auch. Eine Andreas-, Matthias- und Volker-Apotheke gibt es, eine Ursula-Apotheke auch, eine Uschi-Apotheke freilich nicht.

Ist der Name einer Apotheke wichtig? Ja! Denn auf Dauer prägt sich dieser ein und trägt in nicht unerheblichem Maße zur Wiedererkennung bei. Es ist auch nicht zwingend maßgeblich, ob jeder Leser mit dem Namen immer etwas verbinden kann, viel wichtiger ist es, dass sich der Name den Kunden im unmittelbaren Einzugsgebiet erschließt. Eine Reuter-Apotheke in Mecklenburg-Vorpommern wird verstanden, da dort Fritz Reuter (nicht Ernst, nicht Edzard und auch nicht Stefan) eine Größe ist, in Bayern täte man sich damit schwer. Und in Ludwigsburg-Oßweil macht eine August-Lämmle-Apotheke mehr als Sinn, denn dort ist der Heimatdichter August Lämmle ge­boren und eine Straße, vor allem aber die Grundschule ist ebenfalls nach ihm benannt. Zwei Ortschaften weiter wäre dieser Name dagegen schon grenzwertig. |

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.