Wirtschaft

Kein Impfstoff für China

Pfizer stoppt Impf-Geschäfte mit der Volksrepublik

REMAGEN (hb) | Pfizer stoppt sein Impfstoff-Geschäft in China, nachdem die dortige Regierung die Einfuhrlizenz für eines seiner Produkte nicht verlängert hat. Dies berichtet das US-amerikanische Wall Street Journal. Es geht um die Lizenz für den Pneumokokken-Impfstoff Pre­venar®, der Kleinkinder gegen Lungenentzündung und andere Infektionen schützen soll.

Nach Angaben des Wall Street Journals wollte eine Sprecherin von Pfizer nicht offenlegen, warum die Einfuhrerlaubnis nicht ­verlängert wurde. Pfizer ist das einzige Unternehmen, das einen solchen Impfstoff in China auf den Markt bringt, weshalb durch diesen Schritt mit einem Versorgungsengpass zu rechnen sei. Der Umsatz, den Pfizer im Jahr 2014 weltweit mit der Prevenar-Markenserie gemacht hat, wird mit 4,5 Milliarden US-Dollar beziffert, bei einem Anstieg von zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Nach einer Erklärung des Unternehmens soll das Impfstoff-Geschäft in China mit sofortiger Wirkung beendet werden. Pfizer beschäftigt dort 9000 Mitarbeiter. 200 sollen von der Schließung betroffen sein. Sie sollen nun in andere Abteilungen versetzt werden.

Rückschlag für internationale Pharma-Unternehmen

Der Vorfall wird als ein neuer Rückschlag für internationale ­Arzneimittelhersteller in China bewertet, die dort in den letzten Jahren öfter mit regulatorischen Hemmnissen konfrontiert waren. Branchenkenner sollen gesagt ­haben, dass der Markt für Medi­kamente expandiere, und dass die Behörden ihre Aufsicht deswegen strenger ausübten. Außerdem soll die Zulassungs- und Überwachungsbehörde CFDA des Riesenlandes nicht genügend Personal haben, wodurch es zu Verzögerungen bei den Genehmigungsver­fahren komme.

Schwellenländer wollen sich selbst versorgen

Die Meldung ist besonders interessant vor dem Hintergrund, dass China, Indien und andere Schwellenländer offenbar mehr und mehr die Selbstversorgung mit Impfstoffen auf der Agenda haben und der globalen Impfstoffindustrie auch im Export die Stirn bieten wollen. Dies geht aus einem Bulletin der Weltgesundheitsorganisation WHO vom September 2014 hervor. Nach Angaben der China Food and Drug Administration (CFDA) soll China 34 Impfstoffhersteller haben. Davon sind vier internationale Joint Ventures, sieben staatlich und der Rest privat. Alle 34, heißt es, haben die jüngsten (2010) Good Manufacturing Practices Anforderungen erfüllt.

„China produziert derzeit fast alle der häufig verwendeten Impfstoffe gegen Viruserkrankungen wie Grippe, Masern, Tollwut (für den Menschen), Mumps, Rotavirus, ­Hepatitis A und B und für bakterielle Erkrankungen, einschließlich Typhus, Tetanus und Diphtherie“, wird Dr. Xu Ming, Vizepräsident der chinesischen Handelskammer für Import und Export von Arzneimitteln und Gesundheitsprodukten in dem WHO-Bulletin zitiert. Eine große Herausforderung für Chinas Impfstoffindustrie sei allerdings, die Bedenken der Verbraucher und Patienten in die ­Sicherheit der Produkte zu zerstreuen. In den letzten Jahren sei das Land immer wieder von Arzneimittel- und Lebensmittel-Skandalen erschüttert worden. |

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