Gesundheitspolitik

Apotheker fordern Erklärung von Abbott

BERLIN (ks) | Abbott verkauft sein Blutzuckermesssystem „FreeStyle Libre“ ausschließlich über einen Online-Shop. Dass Apotheken als Vertriebskanal umgangen werden, verärgert manchen Apotheker. Zumal es einige Pharmafirmen gibt, die derzeit mit ihrem Geschäftsgebaren für Unmut sorgen. Sei es, weil sie Skonti kürzen, ­Lagerwertverluste nicht aus­gleichen oder – wie im Fall des FreeStyle Libre – an der Apotheke vorbei agieren, obwohl dort durchaus Kundenanfragen zu dem neuen Messsystem auflaufen und Apotheken als Berater ge­fordert sind.

Offener Brief an Abbott

Die Vorsitzenden des Apothekerverbands Duisburg/Niederrhein e. V., Peter Vogt und Beisitzer Carsten Moser haben sich daher mit einem Offenen Brief an Abbott Diabetes Care gewandt, nachdem sie von zahlreichen Kollegen auf die Vertriebspraktik angesprochen wurden. „Aus den ABDATA-Einträgen ist zu entnehmen, dass Sie die Apotheken als Vertriebskanal bewusst umgehen und einen Direktvertrieb an den Endkunden durchführen. Gleichlautende Antworten bekamen wir von Ihrer Vertriebshotline und von unseren Kontakten bei den verschiedenen Großhandlungen“, so die Apotheker in ihrem Brief. Sie bitten daher um eine Stellungnahme, ob diese Art des Vertriebs bestimmten Umständen geschuldet und temporär ist – oder ob dauerhaft eine neue Form des Vertriebes etabliert werden soll. Man wolle seinen Verbandsmitgliedern eine entsprechende Information bzw. Handlungsempfehlung geben, erklären Vogt und Moser. Zudem wollen sie Informationen, „wie aktuell die Notfallversorgung mit den entsprechenden Geräten und Sensoren im Bereitschaftsdienst und eine Vergütung von evtl. zusätzlich anfallenden Beratungsleistungen durch die Apotheke erfolgen sollen“. Vogt und Moser äußern abschließend ihre Hoffnung, dass man gemeinsam „eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung der Problematik“ finden kann.

„Strategische Entscheidung“

Auf Anfrage der AZ hieß es bei Abbott, es sei eine „strategische Entscheidung“, FreeStyle Libre ausschließlich über eine Online-Plattform zu vertreiben. Die Beratung hält das Unternehmen für kein Problem: „Die Webseite beinhaltet Trainingsvideos und die Möglichkeit, per Telefon Experten zu kontaktieren“.

Der FreeStyle Libre ist ein Blut­zuckermesssystem, das ohne Piks in den Finger auskommt. Vielmehr werden die Zuckerwerte über einen Sensor, der am Arm aufgeklebt wird, gemessen. Allerdings ist dazu doch ein haarfeiner Zugang unter die Haut erforderlich – unter anderem dies sorgt für Fragen bei potenziellen Anwendern. Übermittelt werden die Werte dann an ein kleines Lesegerät. In der Regelversorgung wird das System nicht erstattet. Sowohl die DAK als auch die Techniker Krankenkasse (TK) haben jedoch Verträge mit Abbott, die ausgewählten Patienten eine Nutzung auf Kassenkosten – bei der TK jedenfalls teilweise – ermöglicht. |

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