Arzneimittel und Therapie

Mindestens zwei, besser drei

Bester Schutz vor Genitalwarzen nach drei HPV-Impfungen

Die Infektion mit humanen Papilloma-Viren (HPV) kann zur Entstehung von Genitalwarzen (Feigwarzen) und Gebärmutterhalskrebs führen. 90% der Genitalwarzen werden durch die onkogenen HPV-Typen 16 und 18 verursacht. Bislang werden zur Grundimmunisierung gegen HP-Viren drei Impfungen empfohlen. In einer aktuellen schwedischen Studie wurde untersucht, ob zwei Impfdosen mit einem tetravalenten Impfstoff bereits einen ausreichenden Schutz bieten.

Eine Grundimmunisierung, die aus mehreren Impfungen besteht, bringt verschiedene Probleme mit sich. Einerseits verursacht sie im Vergleich zu einer Einmal-Impfung höhere Kosten. Andererseits sinkt die Bereitschaft der Zielgruppe, sich impfen zu lassen. Oder es werden nur einzelne Impfungen wahrgenommen, statt das komplette geforderte Impfschema zu erfüllen. Vor diesem Hintergrund wurde in Schweden eine populationsbasierte Studie durchgeführt, um festzustellen, ob die drei Impfungen für eine vollständige HPV-Immunisierung tatsächlich notwendig sind. Da die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs einen längeren Zeitraum dauert, wurde auf die Entwicklung von Genitalwarzen als primären Endpunkt fokussiert. Diese werden durch einige HPV-Typen (vor allem 6 und 11) verursacht und entwickeln sich meist in einem Zeitraum von ein bis sechs Monaten nach der Infektion mit HP-Viren.

In der populationsbasierten Studie konnten Registerdaten von über einer Million jungen Frauen ausgewertet werden. Die Probandinnen waren zehn bis 24 Jahre alt und wurden durchschnittlich 3,8 Jahre nachbeobachtet. Daraus ergaben sich fast vier Millionen Personenjahre, in welchen 20.383 Genitalwarzen-Erkrankungen beobachtet wurden. Die Inzidenzrate war in der Gruppe der Frauen, welche drei Impfdosen des tetravalenten Impfstoffs Gardasil® erhalten hatten, am niedrigsten (siehe Tabelle).

Rechtzeitig mit der Impfung beginnen

Eine stratifizierte Analyse nach Alterskategorien ergab außerdem, dass bei jungen Frauen, die vor dem 17. Lebensjahr die erste Impfung erhielten, der beste Impfschutz erzielt wurde. Bereits nach einer Impfung lag die adjustierte Inzidenzrate in dieser Alterskategorie bei 176 pro 100.000 Personenjahre im Vergleich zu 561 bei den nicht geimpften Jugendlichen. Nach zwei Impfungen betrug die Inzidenzrate 160, nach drei Impfungen 101 Fälle pro 100.000 Personenjahre. Im Vergleich zu den nicht geimpften jungen Frauen konnte ab der ersten Impfung ein statistisch signifikanter Rückgang der Genitalwarzen-Erkrankungen beobachtet werden (p < 0,001).

Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass bereits mit zwei Impfungen eine gute Risikoreduktion erreicht werden kann, da in der Gruppe der unter 17-Jährigen durch die dritte Impfung nur 59 zusätzliche Fälle pro 100.000 Personenjahre verhindert werden. Aufgrund der relativ kurzen Nachbeobachtungszeit ergeben sich jedoch große Konfidenzintervalle, die sich teilweise überschneiden. In der Folge ist der Unterschied der Inzidenzraten bereits beim Vergleich von drei Impfdosen versus einer Impfdosis nicht statistisch signifikant (p = 0,07).

Die Autoren geben schließlich selbst zu bedenken, dass anhand der Studiendaten keine Empfehlung für eine Änderung des Impfschemas ausgesprochen werden kann. Hierfür sind weitere Analysen notwendig, welche insbesondere auch die Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs als Endpunkt berücksichtigen. 

Quelle

Herweijer E, Leval A, Ploner A et al. Association of varying number of doses of quadrivalent human papillomavirus vaccine with incidence of condyloma. JAMA 2014; 311(6): 597–603.

 

Apothekerin Karin Schmiedel

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