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Die Apotheke muss auch für Gesunde interessant werden 

AVWL-Chef Michels kritisiert Leitbilddiskussion

BERLIN (lk) | Mit dem Vorsitzenden des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Klaus Michels, hat ein weiterer prominenter Vertreter der Apothekerschaft in einem Interview mit DAZ.online massive Kritik an der von der ABDA organisierten Leitbilddiskussion geübt. Michels ist der erste Vorsitzende einer ABDA-Mitgliedsorganisation, der vorprescht und mit seiner Meinung vor Abschluss der Internetdiskussion in die Öffentlichkeit geht.
Foto: AVWL
Dr. Klaus Michels fordert eine Diskussion ohne Scheuklappen.

Der Fragebogen sei alles andere als ergebnisoffen, so die Kritik von Michels. Er sei einseitig und konzentriere sich auf Dinge, über die „wir uns ohnehin einig sind“. Kontroverse Themen würden ausgeklammert. Michels fordert eine Diskussion ohne Scheuklappen. Kein Apotheker könne die kaufmännischen Aufgaben im Fragebogen thematisieren. Michels „Das stört und ärgert mich, weil es einen ganz erheblichen Teil unserer Realität ausblendet. Was nützt uns der schöne Heilberuf, wenn wir dessen ökonomische Basis auszuklammern versuchen.“

Über pharmazeutische Qualität müsse man gar nicht erst diskutieren. Das sei trivial. Leider werde aber nicht darüber diskutiert, wie viel Heilberuf sein müsse in der Offizin und wie viel Kaufmann es sein solle. Jeder selbstständige Apotheker sei immer auch Unternehmer. Michels: „Meine Sorge ist, dass ein schiefes, weil einseitiges Leitbild als Rechtfertigung dienen könnte, um die heute in Grenzen vorhandene unternehmerische Freiheit der Apotheker ohne Grund weiter zu beschneiden.“ Er halte beispielsweise Forderungen, dass alle Apotheken dasselbe Leistungsspektrum anbieten sollen, für fatal. Die Einheitsapotheke passe nicht in die bunte Welt von heute. Mit ihr würde jeder Wettbewerb um die Verbesserung des Leistungsspektrums auch im pharmazeutischen Bereich ersatzlos entfallen.

Michels versteht die Apotheke der Zukunft „als kompetenten Anbieter eines umfassenden Spektrums von Waren und Dienstleistungen zum Erhalt von Gesundheit“. Kern müsse dabei das Arzneimittel bleiben. Aber die Apotheker müssten zukunftsoffen sein. Das gelte auch für modere elektronische Kommunikationsmittel. „Wir müssen dringend darüber reden, ob wir als Apotheker Teil dieser Entwicklung sein oder uns von ihr abkoppeln wollen“, so Michels. Er stelle sich seine Apotheke auch als Angebot für gesunde Menschen vor. Michels: „Wir tun gut daran, die Kunden für die Apotheke schon zu begeistern, bevor sie krank werden.“ Die entscheidende Frage laute doch, wie die Apotheker am boomenden Gesundheitsmarkt stärker teilhaben könnten. Daran gehe die Leitbilddiskussion aber vorbei. Daher sei der Fragebogen für ihn definitiv kein relevanter Maßstab für die weitere Diskussion. Das sehe er auch wegen der geringen Zahl der Teilnehmer nicht.

Große Zukunftsherausforderungen lägen auch in der zukünftigen Versorgung von Patienten in dünn besiedelten Gebieten vor? Michels: „Wollen wir wirklich warten, bis die Politik, wie mit dem Apothekenbus, die Richtung vorgibt?“ 

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