Arzneimittel und Therapie

Reinfektion durch Nasensprays

Kontaminierte Sprays stören Heilung bei chronischer Rhinosinusitis

Die Erst-Linien-Therapie der chronischen Rhinosinusitis beinhaltet die topische Applikation entzündungshemmender Glucocorticoide. Diese werden bevorzugt mittels Sprayflaschen appliziert, um eine lokale Wirkung zu erzielen. Australische Wissenschaftler haben nun untersucht, inwiefern diese Sprays durch die Anwendung in der Nasenhöhle kreuzkontaminiert werden können und den Heilungsprozess durch stetige Reinfektionen mit pathogenen Keimen verhindern.

Eine Rhinosinusitis ist durch eine gleichzeitige Entzündung der Nasenschleimhaut (Rhinitis) sowie der Nasennebenhöhlen (Sinusitis) charakterisiert und entweder bakteriell oder viral bedingt. Unterschieden wird hierbei zwischen einem akuten Verlauf, welcher eine Krankheitsdauer von maximal zwölf Wochen aufweist, und einer chronischen Entzündung, die mehr als drei Monate ohne vollständige Genesung andauert. Als Symptome gelten typisch eitriges Nasensekret mit Obstruktion der nasalen Atemwege und Druckgefühl im Gesichtsbereich. Die Symptomatik des chronischen Verlaufs ist dagegen weniger stark ausgeprägt, dennoch zeigt sich eine behinderte Nasenatmung inklusive Schwellungsgefühl sowie eine chronisch bedingte Infektanfälligkeit.

Die Empfehlungen der DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) für eine rationale Therapie der akuten Rhinosinusitis beinhalten einfache Dampfinhalationen mit eventuell schmerzlindernden Analgetika, die bei Verdacht auf Komplikationen durch Antibiotika-Gabe erweitert werden können [2]. Bei Hinweis auf chronische (> viermal pro Jahr) bzw. rezidivierende Sinusitis werden zusätzlich Nasensprays mit antientzündlichen Glucocorticoiden verordnet, wobei im Falle von Therapieresistenz auch eine erweiterte fachärztliche Diagnostik inkl. operativer Behandlung empfohlen wird.

Für den Gebrauch diverser Nasensprays sowie Nasentropfen mit abschwellenden bzw. Sole-haltigen Lösungen gelten bereits allgemeine Hygieneregeln, um erneute Infektionen zu vermeiden. Hier ist bekannt, dass deren Verwendung zu einer potenziellen Besiedlung der Applikatorspitze mit pathogenen Keimen führen kann und die gleiche Flasche daher nicht von mehreren Personen genutzt werden sollte. Ein Nasenspray sollte nach erfolgtem Sprühstoß erst ganz aus der Nase herausgezogen werden, bevor erneut gesprüht wird, bzw. eine Tropf-Pipette ist mit zusammengedrücktem Saughütchen aus der Nase und von der Nasenöffnung zu entfernen. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass Nasenkeime in die Flasche gelangen und bei jeder weiteren Applikation neu verteilt werden.

Inwiefern diese Keime den Heilungsverlauf einer chronischen Rhinosinusitis beeinflussen bzw. sogar zu Therapieresistenzen führen können, haben nun australische Forscher der University of Adelaide untersucht und die Ergebnisse der Studie dieses Jahr im Journal of Laryngology and Otology veröffentlicht [1]. Für ihre prospektive klinische Studie wurden insgesamt 25 Patienten mit nachweislich stabiler chronischer Rhinosinusitis beobachtet, die zur Behandlung ihrer Beschwerden mindestens zwei Wochen lang täglich dasselbe Fluticason- bzw. Mometason-haltige Nasenspray benutzten. Die Forscher untersuchten dabei eine mögliche Verunreinigung der Sprühflaschen durch eventuelle Kreuzkontamination und entnahmen Abstriche aus der Nase sowie von der Düsenspitze.

Tatsächlich fanden sich meist Koagulase-negative Staphylokokken im Nasenvorhof sowie auch teilweise im mittleren Nasengang. Bei 18 Patienten (72%) war darüber hinaus auch die Spitze der Sprayflasche mit pathogenen Mikroben belastet. Der Flascheninhalt war nach mikrobiologischer Untersuchung dagegen keimfrei. Bei insgesamt sieben Patienten (28%) wurde der Keim Staphylococcus aureus nachgewiesen, der beim Menschen eventuell an der Entstehung einer chronischen Rhinosinusitis beteiligt ist. Bei fünf dieser Patienten konnte der Keim auch auf der Düsenspitze nachgewiesen werden. 71% der mit den Staphylococcus-aureus-Bakterien infizierten Probanden übertrugen demnach diesen auch auf ihr Nasenspray und könnten sich somit wieder reinfizieren. Bezogen auf alle Teilnehmer lag die Gesamtrate bei 20%.

Tipps für die Anwendung von Nasentropfen und -sprays

  • unmittelbar vor dem Einsprühen die Nase putzen

  • Mehrdosenbehältnisse sollten nur von einer Person benutzt werden

  • Nasenapplikator etwa einen halben Zentimeter in die Nase einführen, dabei möglichst die Schleimhäute nicht berühren

  • Tropfpipetten mit zusammengedrücktem Saughütchen von derNasenöffnung wegziehen und vor dem Zurückstecken in die Flasche vollständig entleeren

  • Applikator oder Pipette nach der Anwendung mindestens abwischen, besser mit heißem Wasser abwaschen

  • Schutzkappe nach jeder Anwendung wieder aufsetzen

Hygieneregeln beachten

Die Autoren der Studie weisen daher auf die Gefahr der Kreuzkontamination hin und empfehlen darüber hinaus Maßnahmen zur korrekten Hygienebehandlung der Nasensprays. Neben den bereits beschriebenen Applikationshinweisen gehört auch eine regelmäßige Reinigung der Düsenspitze mit kochendem Wasser oder zumindest ein Abwischen mit einem Taschentuch. Ebenso effektiv ist die Desinfektion mit Alkohol bzw. eine einminütige Behandlung in der Mikrowelle. Kaltes Wasser sowie die Reinigung mit Geschirrspülmitteln zeigten dagegen keinen ausreichenden Reinigungseffekt.

Um Patienten mit nachweislich chronischer Rhinosinusitis effektiv zu behandeln, sollten HNO-Ärzte demnach auch Anleitungen zum korrekten Umgang der entsprechenden Nasensprays geben und die Patienten darin schulen. Die hier empfohlenen Maßnahmen sind vor allem dann nötig, wenn operative Eingriffe, wie die Begradigung der Nasenscheidewand, bisher nicht geholfen haben bzw. die Gefahr besteht, dass sich Resistenzen gegen die verwendeten Antibiotika gebildet haben. 

Quelle

[1] Tan NCW et al. Is nasal seroid spray bottle contamination a potenial issue in chronic rhinosinusitis?; J Laryngol Otol 2014; 128 (Suppl. S1); 28–33.

[2] Rhinosinusitis – DEGAM-Leitlinie Nr. 10, Stand Februar 2008, www.degam.de/leitlinien.html

 

Apotheker André Said

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