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Ohne Gesetz kein Fortschritt

Bundeskabinett verabschiedet Frauenquote

Frauen kommen in der freien Wirtschaft nur sehr schwer in einflussreiche Positionen. Da hilft auch die Selbstverpflichtung von Unternehmen nicht spürbar weiter. Nun soll es ein Gesetz richten, das die schwarz-rote Regierung auf den parlamentarischen Weg gebracht hat.

108 börsennotierte, mitbestimmungspflichtige Großunternehmen müssen ab 2016 eine feste Frauenquote von 30 Prozent für den Aufsichtsrat erfüllen. Dazu gehören im Gesundheitsbereich Beiersdorf, Celesio, die Rhön-Klinikum AG und die Sanacorp Pharmaholding. Falls die Quote nicht erfüllt wird, muss die entsprechende Anzahl an Posten unbesetzt bleiben.

Mittelgroße Unternehmen müssen 2015 Quotenziele für Vorstand, Aufsichtsrat und Management aufstellen. Ab 2017 sind sie verpflichtet, die Erfüllung bzw. Nichterfüllung dieser Zielvorgaben zu veröffentlichen – allerdings ohne Sanktionen befürchten zu müssen.

Vorbildfunktion?

Ob diese Regelung auch nennenswerte Effekte für die mittleren und kleineren Unternehmen bringen wird, ist zweifelhaft. Denn ohne Druck und konkrete Vorgaben hat sich hierzulande über Jahrzehnte nicht viel getan. Vielleicht fällt aber damit der Schritt leichter, die sanktionsbewehrten Quoten peu à peu auszudehnen.

„Auch in der Standespolitik wären aus meiner Sicht Quoten wünschenswert. Allerdings muss auch in vielen Köpfen von Frauen noch ein Schalter umgelegt werden, was die Übernahme von Verantwortung und Macht in Spitzenämtern angeht“, sagt ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Neusetzer. „Die traditionelle Rollenaufteilung in der Familie stellt auch heute noch einen Hemmschuh dar – aber auch der stärkere Wunsch von Frauen nach einer guten Work-Life-Balance, die man in Führungspositionen von Wirtschaft, Politik und Verbänden selten findet. Ein höherer Frauenanteil könnte hier aus meiner Sicht dafür sorgen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Spitzenämtern leichter werden wird.“

Welchen langen Atem Frauen auf dem Weg zur Gleichberechtigung in Beruf und Politik brauchen, zeigt u.a. das Buch „Die neuen Frauen – Revolution im Kaiserreich“ von Barbara Beuys (siehe Kasten). 

Dr. Sigrid Joachimsthaler

 

Buchempfehlungen – nicht nur für den Gabentisch


Barbara Beuys: Die neuen Frauen – Revolution im Kaiserreich

Studium, Berufstätigkeit, soziale und politische Betätigung: Es war und ist ein langer zäher Kampf, den Frauen in Deutschland führen mussten (und müssen). Spannend beleuchtet am Schicksal von 24 Lebensgeschichten berühmter und unbekannter Frauen und mit besonderem Fokus auf die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkriegs.

Carl Hanser Verlag, 2014, gebunden 24,90 Euro, eBook 18,90 Euro oder

Büchergilde Gutenberg, 2014, gebunden 19,95 Euro

Annette Kerckhoff: Heilende Frauen – Ärztinnen, Apothekerinnen, Krankenschwestern, Hebammen und Pionierinnen der Naturheilkunde

Mit vielen farbigen Abbildungen werden 48 Frauen porträtiert, die sich im Gesundheitsbereich einen Namen gemacht haben.

Suhrkamp, 2014, broschiert 12,95 Euro;

Elisabeth Sandmann Verlag, 2010, gebunden 24,95 Euro

Thomas Panzer: Dr. Lisa Panzer – das Leben einer Ärztin im 20. Jahrhundert

Der 1933 geborene Hamburger Autor erzählt die bewegte Biografie seiner Mutter, die als Ärztin mit eigener Praxis den Spagat zwischen Berufstätigkeit und der Verantwortung als alleinerziehende Mutter auf beeindruckende Art meistert.

Kurpfälzischer Verlag, 2011, gebunden 16,80 Euro

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