Aus den Ländern

Afghanische Arzneipflanzen

Projekt zur Erforschung und Nutzung

daz | Vom 30. November bis zum 4. Dezember fand auf Schloss Rauischholzhausen bei Marburg ein Workshop zur Bewertung afghanischer Arznei- und Nutzpflanzen statt. Elf Wissenschaftler aus Afghanistan, dem Iran und Tadschikistan waren der Einladung von Prof. Michael Keusgen gefolgt.
Foto: N. Ataei
Teilnehmer des Workshops über afghanische Arzneipflanzen auf Schloss Rauischholzhausen mit dem afghanischen Bildungsminister Prof. M. Osman Babury (mittlere Reihe, Mitte) und Prof. Dr. Michael Keusgen (rechts daneben).

Prominente Teilnehmer waren Prof. M. Osman Babury, geschäftsführender Bildungsminister Afghanistans und ehemaliger Dekan der Pharmazeutischen Fakultät der Universität Kabul, und Prof. Z. Tokhi, Dekan der Pharmazeutischen Fakultät der Balkh-Universität in Mazar-e Sharif.

Die Zusammenarbeit zwischen deutschen Universitäten und der Universität Kabul im Bereich der Pharmazie, Botanik und Ökologie hat Tradition. So war Prof. Siegmar-Walter Breckle von 1966 bis 1969 Dozent in Kabul. Vor etwa 15 Jahren leistete Prof. Bernhard C. Lippold, Pharmazeutische Technologie der Universität Düsseldorf, einen wesentlichen Beitrag zur Unterstützung der Pharmazie in Kabul und zur Qualifikation der dortigen Dozenten.

Die Kontakte wurden erneut belebt, als an der Balkh-Universität in Mazar-e Sharif eine Pharmazeutische Fakultät gegründet wurde. Prof. Michael Keusgen, Dekan des Fachbereiches Pharmazie der Universität Marburg, reiste 2013 nach Kabul und Mazar-e Sharif und vereinbarte ein Projekt, die wilden Arznei- und Nutzpflanzen Afghanistans zu erforschen. Der DAAD hat sich erfreulicherweise bereit erklärt, diese Aktivitäten finanziell zu unterstützen.

Feldforschung und Auswertung

Derzeit existieren Datensätzen von mehr als 200 afghanischen Arzneipflanzen. Bekannte Vertreter sind die Süßholzwurzel (Glycyrrhiza glabra) und der Asant oder Teufelsdreck (Ferula assa-foetida), die beide in größeren Mengen wild vorkommen. Besonders zahlreich sind Arzneipflanzen aus den Familien Apiaceae, Lamiaceae und Asteraceae. Eine geheimnisumwitterte, hochbegehrte Arzneidroge ist „Mumijo“, eine schwarze Masse, die wahrscheinlich pflanzlichen Ursprungs ist.

In den kommenden beiden Jahren soll die afghanische Landbevölkerung anhand eines Fragebogens über den Gebrauch von wilden Arznei- und Nutzpflanzen befragt werden; ergänzend werden eine Fotodokumentation erstellt und Herbarbelege gesammelt. Die Daten werden in einer Datenbank gespeichert, aus der nach und nach Publikationen „ausgekoppelt“ werden. Zum Abschluss sollen alle Ergebnisse in Buchform publiziert werden.

Abgerundet wurde der Workshop durch einen Besuch der Firma Willmar Schwabe in Karlsruhe. Zunächst besichtigten die Gäste die Produktionsstätten mit den Stationen Rohstoffanlieferung, Extraktion, Trocknung, Tablettierung und Verpackung. Dann folgte eine lebhafte Diskussion über die Möglichkeiten, Arzneidrogen aus Afghanistan nach Deutschland zu liefern. Derzeit kaufen pakistanische Zwischenhändler die Ware zu sehr niedrigen Preisen und verkaufen sie an chinesische Händler, die sie auf den Weltmarkt bringen. Dieser Vertriebsweg ist weder für die Afghanen noch für interessierte Kunden in Europa attraktiv. Es wurde vorgeschlagen, in Afghanistan eine Art Genossenschaft zu gründen, die das Sammeln und den Anbau von Arzneipflanzen koordiniert und internationale Kontakte zu den Abnehmern unterhält. Für den Erfolg dieses Vorhabens wäre es unabdingbar, dass die „Good Agricultural And Collection Practice“ (GACP) implementiert wird.

Der Workshop hat einen wichtigen Impuls zur Völkerverständigung gegeben. Die afghanischen Teilnehmer erwarten von Deutschland vor allem „Hilfe zur Selbsthilfe“, insbesondere bei den geschilderten Projekten. 

Quelle: www.uni-marburg.de/fb16/ipc/aktuelles/news/2014/2014-12-15a

 

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