Zum Andenken an Prof. Dr. phil. nat. Gerhard Ross

In Augsburg geboren, hatte Gerhard Ross in München das Gisela-Gymnasium besucht. Dem Abitur 1942 folgte der Wehrdienst mit dramatischen Erlebnissen beim Rückzug im Ostseeraum.
Gerhard Ross war von 1946 bis 1948 Praktikant in der Prinzregentenapotheke in München und studierte Pharmazie an der Ludwig-Maximilians-Universität unter Professor Eugen Bamann. Nach dem Staatsexamen 1951 und dem Erwerb der Approbation begann er 1954 im Galenischen Labor der Farbwerke Hoechst AG mit der Entwicklung von Zubereitungen für neue Wirkstoffe und für ihre Prüfung in Kliniken. Neben seiner verantwortungsvollen beruflichen Arbeit verfasste Gerhard Ross die Dissertation „Beitrag zur Geschichte der Filtration von Flüssigkeiten“, aufgrund derer er 1960 von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main zum Dr. phil. nat. promoviert wurde. Sein Doktorvater war Professor Willy Hartner.
Anerkennung und Vertrauen des inzwischen als Hoechst AG firmierenden Unternehmens erfuhr Gerhard Ross mit der Ernennung zum Leiter des Galenischen Labors und mit der Berufung in Arbeitskreise, die die Pharmaforschung der Hoechst AG steuerten. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Labor zu einer Abteilung. Sie erhielt Neubauten für Labor und Versuchsraum im Forschungszentrum südlich des Mains. Weitere galenische Laboratorien entstanden in den Hoechster Forschungszentren in den USA, Großbritannien, Japan und Indien. Große ausländische Fertigungsbetriebe, wie in Frankreich, Italien, Brasilien oder Korea, wurden mit Galenischen Laboratorien ergänzt. Damit verfügte die Hoechst AG über ein weltweites Netz pharmazeutisch-technologischer Aktivität unter Leitung von Gerhard Ross. Seine Leistungen und der Umfang seiner Verantwortung führten zur Ernennung zum Prokuristen und später zum Abteilungsdirektor.
Auch außerhalb des Unternehmens waren die Expertise und der Gerhard Ross eigene zielstrebige Einsatz gefragt. Er war langjähriges Mitglied im Pharmazeutischen Ausschuss des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Die Arbeitsgemeinschaft für Pharmazeutische Verfahrenstechnik (APV) erfreute sich seiner Mitarbeit. Für viele Jahre wurde er in Ausschüsse für das Deutsche und das Europäische Arzneibuch berufen. Die Johann Wolfgang Goethe-Universität gab ihm als dem industriell erfahrenen Pharmazeuten einen Lehrauftrag für Arzneiformenlehre. Sein jahrelanges Engagement fand 1987 Anerkennung in der Ernennung zum Honorarprofessor. Die Bundesrepublik Deutschland ehrte ihn 1998 für sein unermüdliches Wirken mit dem Verdienstkreuz am Bande.
Trotz aller ihn ausfüllenden Anforderungen suchte Gerhard Ross stets den Ausgleich zwischen gegensätzlichen Meinungen, und er förderte die Entfaltung seiner Mitarbeiter. Gerhard Ross hatte 1952 seine Kollegin Eva Ley geheiratet. Sie war ihm eine verlässliche Gefährtin. Er hat sie in ihrer schweren Erkrankung bis zu ihrem Tode im März dieses Jahres begleitet.
In Dankbarkeit für die gemeinsamen Jahre und im Namen vieler Freunde, Kollegen und Mitarbeiter gedenken seiner