Prisma

HIV-Infektion per Nagelschere?

Keine Panik wegen eines einzigen Falls!

cae | Eine 22-jährige Aids-Patientin in Brasilien hat sich vermutlich vor zehn Jahren durch Maniküreinstrumente mit HIV infiziert.

Die Übertragungswege des Aids-Erregers HIV gelten als gut erforscht. Das Virus ist außerhalb seines Wirtes nur für sehr kurze Zeit in Körperflüssigkeiten wie Blut und Sperma überlebensfähig und kann auch bei Kontakt mit einer anderen Person deren Haut oder Schleimhaut nicht durchdringen, es sei denn, sie ist verletzt. Außer Sexualpartnern sind kontaminierte Injektionsnadeln die hauptsächlichen Infektionsquellen.

Nun beschrieben Wissenschaftler in São Paolo den Fall einer 22-jährigen Frau mit Aids, bei der die genannten Infektionswege nicht infrage kamen. Die Frau hat allerdings einen älteren Vetter, der ebenfalls an Aids erkrankt ist. Die phylogenetische Analyse durch den Vergleich bestimmter Gensequenzen der HI-Viren beider Patienten ergab, dass sie sehr nah miteinander verwandt sind und dass ihr jüngster gemeinsamer „Ahn“ vor elf Jahren existierte. Laut Anamnese kam als einzige Möglichkeit der Infektion die gemeinsame Benutzung von Maniküreinstrumenten vor etwa elf Jahren in Betracht. Der Vetter der Patientin erhielt damals noch keine antiretrovirale Therapie und hatte sicher eine sehr hohe Viruslast.

Der beschriebene Fall ist einzigartig und hat besonders die Forscher in den USA überrascht, wo derzeit 1,1 Millionen HIV-Infizierte leben, deren Fälle meistens gut dokumentiert sind. Instrumente der Körperpflege, die die Haut verletzen können – dazu gehören auch Rasierapparate –, sind zwar potenzielle Infektionsquellen, doch gilt dies mehr für Bakterien als für Viren und innerhalb der Viren z.B. mehr für Hepatitisviren als für HIV. Beim Friseur, in Nagelpflege- und Fußpflegestudios herrschen hygienische Standards, die Virusinfektionen höchst unwahrscheinlich erscheinen lassen. 

Quelle: Matsuda EM, et al. An HIV-1 Transmission Case Possibly Associated with Manicure Care. AIDS Res Hum Retroviruses 2014;30(11): 1150-1153

 

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