Arzneimittel und Therapie

Welche Diät ist die beste?

Metaanalyse findet nur marginale Unterschiede

Wer abnehmen möchte, sucht sich meistens eine Diät aus, die möglichst innerhalb kurzer Zeit die meisten Pfunde purzeln lässt. Doch die Wahl fällt nicht leicht angesichts der vielen Produkte und Empfehlungen mit vollmundigen Werbeversprechen. Nach den Ergebnissen einer kürzlich veröffentlichten amerikanischen Metaanalyse –basierend auf einer Datenbankrecherche – sind die Unterschiede zwischen den Diäten gar nicht so groß sind. Das Wichtigste scheint zu sein, möglichst lange „durchzuhalten“.

Vorangegangene Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass die meisten Diäten ähnlich effektiv sind – auch wenn die Werbeaussagen von Herstellern und manchen „Ernährungsexperten“ häufig eine ganz andere Botschaft vermitteln möchten. Dies hatte bereits führende Fachgesellschaften wie beispielsweise die American Heart Association zu der Aussage veranlasst, dass für übergewichtige Patienten keine spezielle Diät empfohlen werden kann.

Nur marginale Unterschiede

Für die kürzlich in einer angesehenen amerikanischen Fachzeitschrift veröffentlichte Metaanalyse wurden 48 randomisierte Studien mit einer Nachbeobachtungszeit von mindestens drei Monaten ausgewählt. Die insgesamt 7286 Teilnehmer hatten einen mittleren BMI von 33 (Median, SD 4,3), ein mittleres Gewicht von rund 94 kg und ein medianes Alter von 45,7 Jahren.

Primärer Endpunkt war der Gewichtsverlust nach sechs bzw. 12 Monaten im Vergleich zu keiner Diät. Auch der Effekt von Verhaltenstraining und Sport wurde in der Auswertung betrachtet.

Die Metaanalyse ergab, dass sowohl Kohlenhydrat-reduzierte Diäten („Low-Carb“) als auch solche mit reduziertem Fettgehalt („Low-Fat“, siehe Tab.) innerhalb von sechs Monaten zu einem Gewichtsverlust von etwa 8 kg führen können. Hielten die Teilnehmer ein Jahr lang durch, verloren sie weiter, wenn auch nicht mehr so schnell, an Gewicht (zwischen einem und zwei Kilogramm).

Die Unterschiede waren jedoch marginal: Low-Carb reduzierte das Gewicht innerhalb von sechs Monaten um 8,73 kg (95% KI 7,27–10,20), innerhalb eines Jahres um 7,25 kg (95% KI 5,33–9,25). Bei Low-Fat wurden in den gleichen Beobachtungszeiträumen 7,99 kg (95% KI 6,01–9,92) bzw. 7,27 kg (95% KI 5,26–9,34) ermittelt.Auch die Unterschiede innerhalb der Diät-Typen waren gering: So führte beispielsweise die ATKINS-Diät über einen 6-Monatszeitraum nur zu einem 1,71 kg größeren Gewichtsverlust als beispielsweise die Zone-Diät (Sears-Diät). Bei dieser vom US-amerikanischen Biochemiker Barry Sears begründeten Diät besteht das Ziel darin, den Insulinspiegel möglichst in einem stabilen Bereich (Zone) zu halten.

Der Einfluss von Verhaltenstraining (mit mindestens zwei Einzel- oder Gruppensitzungen pro Monat) und Sport schwankte in den betrachteten Zeiträumen; so war durch Verhaltenstraining nach sechs bzw. 12 Monaten eine Gewichtsabnahme von etwas mehr als drei bzw. einem Kilo möglich, bei sportlicher Betätigung verlor man nach sechs Monaten nur durchschnittlich rund 0,6 kg, nach 12 Monaten jedoch 2,1 kg.

Wenige Daten zu Nebenwirkungen

Obwohl Diäten erfahrungsgemäß unterschiedlich gut vertragen werden, fanden sich dazu in den ausgewerteten Studien nur wenige Daten. Lediglich fünf Untersuchungen berichteten überhaupt über Nebenwirkungen; bei schweren unerwünschten Ereignissen zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen. Eine Studie fand signifikante Unterschiede bei milden Nebenwirkungen. In dieser Untersuchung traten in der Low-Carb-Gruppe (N = 60) signifikant häufiger als in der Low-Fat-Gruppe (N = 60) unerwünschte Ereignisse wie Verstopfung, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Muskelkrämpfe, Durchfall, allgemeine Schwäche und Rash auf.

Hauptsache überhaupt eine Diät

Die Autoren schlussfolgern aus ihren Ergebnissen, dass es weniger darauf ankommt, sich zwischen Low-Carb, Low-Fat oder einer anderen Form der Nährstoffreduktion zu entscheiden. Die ideale Diät ist vielmehr diejenige, die der Betroffene möglichst lange durchhält.

Langsam versus schnell: kein Unterschied beim Jojo-Effekt


Langsames Abnehmen ist besser. So lautet ein weit verbreiteter Mythos. Dass dem nicht so ist, zeigte eine jetzt veröffentlichte Studie. Tatsächlich führte in der Untersuchung, die von australischen Forschern durchgeführt wurde, langsames Abnehmen nämlich langsamer zum Zielgewicht, und der gefürchtete Jojo-Effekt ließ sich dadurch, entgegen der landläufigen Meinung, genauso wenig verhindern wie bei einer raschen Gewichtsabnahme. 204 adipöse Probanden mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 30-45 kg/m2 wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und erhielten entweder ein 12-wöchiges intensives Diätprogramm mit einer Energiezufuhr zwischen 450 und 800 kcal am Tag, bei der zwei Mahlzeiten am Tag durch sogenannte Formula-Drinks ersetzt wurden und eine Gewichtsreduktion von etwa 1,5 kg pro Woche angestrebt wurde, oder ein 36-wöchiges abgestuftes Diätprogramm, bei dem die aufgenommene Energie etwa um 400 bis 500 kcal pro Tag reduziert wurde und dabei etwa 0,5 kg Gewicht pro Woche verloren werden sollte. Die zweite Gruppe ersetzte ein bis zwei Mahlzeiten durch Drinks und ernährte sich ansonsten gemäß dem australischen Leitfaden für gesunde Ernährung. In beiden Gruppen war das Ziel, das Körpergewicht um 15% zu reduzieren. Die Probanden, die das schnelle Diät-Programm absolvierten, erreichten häufiger das Zielgewicht als Probanden des langsamen Programms (81% vs. 62%, p = 0,009). Außerdem war die Abbrecherquote geringer, was vermutlich auf die kürzere Programmdauer zurückzuführen ist. Ein Grund, warum die schnellere Abnahme häufiger zum Ziel führte, könnte laut den Autoren sein, dass eine strengere Diät mit einfachen Regeln leichter zu befolgen ist. Zudem könnten die schnellen Erfolge, die sich gleich zu Anfang einstellen, motivierend wirken.

Ging es allerdings darum, das Gewicht dann zu halten, waren beide Wege gleich schlecht. Die zweite Phase der Studie, in die Teilnehmer aufgenommen wurden, die das Ziel erreicht hatten, dauerte 144 Wochen. Während dieser Zeit sollte ein individuell erstellter Diätplan befolgt und die Hilfe eines Ernährungsberaters in Anspruch genommen werden. Die Probanden nahmen etwa 71% des verlorenen Gewichts wieder zu. Und zwar unabhängig davon, mit welcher Strategie sie abgenommen hatten.

Die Studie zeigt also, worin das eigentliche Problem der Gewichtsreduktion liegt, nämlich nicht in den Diäten selbst, sondern in den Maßnahmen, das Gewicht hinterher zu halten. Diese sind in den Augen der Studienautoren ineffektiv. Medikamentöse Unterstützung könnte eine Option sein.

Quelle: Purcell K, et al. The effect of rate of weight loss on long-term weight management: a randomised controlled trial. doi:10.1016/S2213-8587(14)70200-1

 

jb

Da manche Übergewichtige große Schwierigkeiten mit bestimmten Einschränkungen haben oder auch aus kulturellen Gründen manche Ernährungsrichtlinien nur schwer einhalten können, sollte eine Diät ausgewählt werden, die dem Betroffenen die größtmögliche Adhärenz ermöglicht. Zwar war ein „Switch“ zwischen Diäten nicht Gegenstand der Metaanalyse – doch könnte nach Ansicht der Autoren solch eine Strategie durchaus sinnvoll sein. Denn dann finden Betroffene vielleicht leichter die passende Ernährungsform, um ihr Wunschgewicht zu erreichen.

Quelle

Bradley C et al.: Comparison of weight loss among named diet programs in overweight and obese adults. A meta-analysis. JAMA 2014 312(9), 923-933, doi:10.1001/jama.2014.10397

 

Apothekerin Dr. Claudia Bruhn

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