DAZ aktuell

Homöopathika im Aufwind

Ergebnisse einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller

BONN (hb) | Homöopathische Arzneimittel kommen gut an, und das zunehmend. So lautet das Fazit einer repräsentativen Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Mai und Juni dieses Jahres durchgeführt hat. Befragt wurden insgesamt 1503 Personen ab 16 Jahren in ganz Deutschland. Die Ergebnisse wurden beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller am 20. Oktober 2014 vor Journalisten in Bonn präsentiert. Der BAH macht sich von jeher für die besonderen Therapierichtungen stark.

Unterm Strich gibt es nach den Ergebnissen der neuen Befragung kaum noch jemanden über 16 Jahre in Deutschland, der mit dem Begriff „Homöopathikum“ nichts anfangen kann, referierte Dr. Steffen de Sombre, Allensbach-Institut. Dies gilt für die Bevölkerung in Ost und West, Frauen und Männer und für alle Altersstufen auf etwa gleichem Niveau. Hatten im Jahr 1975 noch rund drei Viertel der Bevölkerung angegeben, von homöopathischen Arzneimitteln einmal gehört zu haben, so sind es heute 95 Prozent. Über die Hälfte der Bevölkerung (60%) hat selbst schon einmal solche Arzneimittel angewendet, und der Anteil ist seit der letzten Umfrage im Jahr 2009 (53%) noch einmal deutlich gewachsen.

Vor allem bei Frauen beliebt

Die Studie zeigt auch, dass vor allem Frauen zu Homöopathika greifen. 73 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, entsprechende Mittel zu verwenden, der Anteil der Männer liegt bei 48 Prozent. Nach wie vor gibt es einen deutlichen Überhang an Verwendern in Westdeutschland mit 64 Prozent gegenüber 44 Prozent im Osten des Landes. Nimmt man die Schwerpunkte der „überzeugten“ Homöopathika-Verwender nach Geschlecht, Altersgruppen und Regionen zusammen, so ist der „Prototyp“ eine Frau zwischen 45 und 59 Jahren, die in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland Pfalz oder dem Saarland lebt. Dass auch die Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen unter den überzeugten Verwendern über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegt, hält de Sombre für ein ermutigendes Signal für die Zukunft.

Interessante Ergebnisse lieferte auch die Frage nach den „Wegbereitern“ für den Einsatz homöopathischer Mittel. Rund zwei Drittel gaben an, dass ihnen Freunde, Bekannte und Familienmitglieder dazu geraten haben. Etwas mehr als die Hälfte hat sie vom Arzt oder Heilpraktiker empfohlen oder verschrieben bekommen. Erst dann folgt die Empfehlung in der Apotheke mit etwa einem Drittel der Befragten.

Fast neun von zehn Verwendern sprechen von positiven Erfahrungen, das heißt die Mittel hätten ihnen „geholfen“ (48%) oder „nicht immer geholfen“ (39%). Auf die Frage, bei welchen Beschwerden sie Homöopathika erfolgreich eingesetzt haben, gaben 56 Prozent Erkältungen an, 30 Prozent die Stärkung des Immunsystems bzw. die Vorbeugung von Krankheiten und 24 Prozent Insektenstiche/Sonnenbrand. 22 Prozent sagten, dass sie Homöopathika mit Erfolg bei Kopfschmerzen genommen haben, aber auch bei Verdauungsbeschwerden (21%) sowie Schlaflosigkeit und Magenbeschwerden (jeweils 19%). Dabei ist die breite Mehrheit davon überzeugt, dass homöopathische Arzneimittel nebenwirkungsarm sind.

Homöopathie in Europa

Einen Einblick in den Markt homöopathischer Arzneimittel gab Dr. Barbara Steinhoff, Leiterin der Abteilung Pflanzliche und Homöopathische Arzneimittel im Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller. Im Jahr 2013 entfielen acht Prozent des Umsatzes mit nicht rezeptpflichtigen Arzneimitteln in Deutschland zu einem Gegenwert von 482 Mio. Euro auf Homöopathika. Zwei Prozent davon wurden ärztlich verordnet, sechs Prozent kauften die Patienten selber. Die Verordnungen haben gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent zugenommen, die Selbstkäufe um 7,4 Prozent. Steinhoff ging auch auf den Stellenwert der Homöopathie auf der europäischen Ebene ein. Als Hauptmärkte führte sie Deutschland und Frankreich an, die allerdings auf diesem Gebiet unterschiedliche Traditionen hätten. Man bemühe sich um Annäherung, aber es sei eben doch ein langsamer Prozess.

Und die Erstattung?

Von der Herausnahme der OTC-Arzneimittel aus der Kassenerstattung vor zehn Jahren seien die rezeptfreien Homöopathika besonders betroffen gewesen, hob sie weiter hervor, allerdings zeichnet sich ihrer Einschätzung nach diesbezüglich in den letzten Jahren eine Besserung ab. Eine Reihe gesetzlicher Krankenkassen bietet heute die Erstattung von Homöopathika als Satzungsleistung an. Dies gilt jedoch nicht für alle Fälle und in vollem Umfang. Einige Kassen verlangen beispielsweise eine ärztliche Verordnung für die Erstattung von Homöopathika, bei manchen gibt es Erstattungsobergrenzen oder eine prozentuale Kostenbeteiligung des Patienten. Für detaillierte Informationen zu dem Erstattungsumfang bei Homöopathika einzelner Kassen verwies Steinhoff auf die Webseite www.homoeopathie-entdecken.de. Dort ist eine entsprechende Liste eingestellt. 

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