Deutscher Apothekertag 2014

Wenn der Wind dreht

Eine Randnotiz von Thomas Müller-Bohn

Dr. Thomas Müller-Bohn, Redakteur der DAZ

Rabattverträge sind schon lange das Lieblingsinstrument der meisten Gesundheitspolitiker und der Krankenkassen sowieso. Mit ihrer Opposition gegen Rabattverträge wirkten die Apotheker früher wohl weltfremd und unbelehrbar. Inzwischen haben die ABDA-Offiziellen ihre Konsequenzen gezogen und betonen bei nahezu jeder Gelegenheit, dass die Apotheker die Rabattverträge artig umsetzen. Da sie dazu ohnehin keine Alternative haben, ist es aussichtsreicher, mitzuspielen, auf Anerkennung zu hoffen und mit Detailkorrekturen praktische Probleme zu entschärfen. Auch die Anträge auf dem Apothekertag folgten dieser Linie. Es ging um eine Gebühr für nicht verfügbare Rabattarzneimittel und um überlappende Geltungsfristen für die Verträge. Kurzfristig erscheint es wirtschaftlich vernünftig und politisch klug, die Segel nach diesem Wind auszurichten. Doch dies gilt nur, bis der Wind aus einer anderen Richtung weht. Wenn dann die Segel falsch gesetzt sind, könnte man den entscheidenden Schub nach vorne verpassen. Die Zeichen für einen solchen Wandel mehren sich. Die Krankenkassen haben vordergründig (wenn man die Folgekosten ignoriert) mit den Rabattverträgen viel gespart. Doch bei den meisten anreizorientierten Steuerungsinstrumenten ist klar, dass diese nicht endlos wirken, sondern irgendwann ausgereizt sind. Bei den Rabattverträgen besteht sogar die Gefahr, dass sie langfristig zu höheren Preisen führen, wenn die Anbieterzahl zurückgeht. Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn formulierte es beim Apothekertag so: „Nach fest kommt kaputt beim Schrauben“. Die zunehmenden Lieferengpässe sind jenseits aller pharmazeutischen Aspekte ein Zeichen, dass die Rabattverträge ihre wirksamste Zeit hinter sich haben. Dieser ökonomischen Logik werden auch die Krankenkassen folgen. Darum ist es Zeit, über Folgeinstrumente nachzudenken und nicht als Letzter an den Rabattverträgen hängen zu bleiben. Ein Wunschtraum wäre ein transparentes System, das allein mit gut gewählten Festbeträgen auskommt.

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