Deutscher Apothekertag 2014

Transparenz mit Kratzern

Ein Kommentar von Christian Rotta

Dr. Christian Rotta, Geschäftsführer des Deutschen Apotheker Verlags

Wer erinnert sich nicht noch an das legendäre Wort des ABDA-Hauptgeschäftsführers auf dem letzten Apothekertag, die ABDA sei die demokratischste Organisation der Welt? Man wusste nicht so recht: war es ernst gemeint oder Ironie? Auch in München wurde der Aufbruch zu mehr Transparenz beschworen. Offensichtlich scheinen manchen die Datenaffäre und die intransparenten Kommunikationswege aus der Wolf/Bellartz-Ära noch in den Knochen zu stecken (wenn auch auf der Hauptversammlung das gerichtlich anhängige Strafverfahren gegen den früheren ABDA-Pressesprecher wieder mit einem Mantel des Schweigens versehen wurde und die Langfassung des Prüfberichts zur Datenaffäre auch verbandsintern immer noch nicht veröffentlicht wurde). Leider folgten den hehren Worten auf der Hauptversammlung dann, wenn es ernst wurde, nur halbherzige Taten. Mehr als einmal kanzelten einzelne Hauptamtliche auf dem Podium Diskutanten und Antragsteller ziemlich autoritär und arrogant ab. So wurde, statt weniger erfahrene Antragsteller beim korrekten Stellen ihres beabsichtigten Antrags unter die Arme zu greifen, zum Beispiel ein Ad-hoc-Antrag, dessen Petitum offensichtlich nicht so recht in die beabsichtigte Verhandlungsdramaturgie der Diskussionsleitung passte, kurzerhand in einen Dringlichkeitsantrag uminterpretiert (mit der Folge, dass er nur mit einer ¾-Mehrheit angenommen werden konnte). Ein anderer Antrag, der formal nicht ganz korrekt gestellt worden war, fand ebenfalls nicht die Gnade des Geschäftsführers Recht und wurde erst gar nicht zur Abstimmung zugelassen. Verschüchtert gaben die Antragsteller klein bei. Und selbst die Anträge der Landesapothekerkammer Thüringen (knapp abgelehnt) und der Apothekerkammer Berlin (angenommen), bei der Bearbeitung gefasster Apothekertags- und ABDA-Beschlüsse und Stellungnahmen mehr Transparenz zu schaffen, stießen in der ABDA-Geschäftsführung auf rigiden Widerstand und wurden als bloßes Misstrauensvotum gegen die Arbeit der Hauptamtlichen in der Jägerstraße gedeutet. Der Einwand gegen die Etablierung einer kleinen Datenbank, die den Stand der Umsetzung solcher Beschlüsse und Stellungnahmen widerspiegelt: „Viel zu teuer und arbeitsintensiv!“ Da mussten dann sogar einige am Vorstandstisch schmunzeln …

Dass Transparenz mit gewissen Demokratiekosten verbunden ist, ist eine Binsenwahrheit. Es wäre schade, wenn sich die ABDA von ihrem eingeschlagenen Weg, mehr Offenheit zu wagen, unter Hinweis auf vermeintliche Sach- und Kostenzwänge abbringen ließe. Andere Berufsverbände machen vor, wie es geht. Abschottung und Geheimniskrämerei sind out. Und was andere können, sollte auch in der Jägerstraße umsetzbar sein.

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