Arzneimittel und Therapie

Je länger, desto vergesslicher

Alzheimer durch Benzodiazepine?

jb | Benzodiazepine könnten das Risiko erhöhen, an Alzheimer zu erkranken. Das ergab eine Fall-Kontroll-Studie mit Senioren (> 66 Jahre) aus Canada.

Zudem besteht wohl ein Zusammenhang zwischen der Einnahmedauer und der Risikoerhöhung. So konnten die Forscher, die für ihre Untersuchung die Daten von fast 1800 Alzheimer-Patienten aus neun Jahren mit denen von über 7000 Kontrollen verglichen, bei einer Einnahmedauer von unter 30 Tagen kein erhöhtes Risiko für Alzheimer feststellen. Wurden die Benzodiazepine zwischen drei und sechs Monaten verordnet, stieg das Risiko im Schnitt um 32%, nahmen Patienten die Beruhigungsmittel länger als sechs Monate sogar um 84%. Neben der Einnahmedauer scheint auch die Halbwertszeit der Substanz eine Rolle zu spielen. So war bei Patienten, die kurz-wirksame Benzodiazepine einnahmen, die Wahrscheinlichkeit, dass die Diagnose Alzheimer gestellt wurde, um 43% im Vergleich zur Kontrolle erhöht, bei denen, die lang-wirksame Wirkstoffe erhielten, um 70%.

Um eine eindeutige Kausalität herzustellen, ist es in den Augen der Forscher noch zu früh. So könnten Symptome, die häufig einer Benzodiazepin-Verordnung zugrunde liegen, wie Angst und Unruhe, auch frühe Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung sein. Die Korrelation zwischen Einnahmedauer und Risikoerhöhung erhärtet allerdings den Verdacht auf einen Kausalzusammenhang. 

Quelle: Bilotti de Gage S et al. BMJ 2014;349:g5205

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