Prisma

C. novyi lässt Tumor schrumpfen

„Biochirurgie“ könnte klassische Krebstherapien ergänzen

cae | Eine Krebspatientin in den USA ist durch die Injektion von Sporen des Bakteriums Clostridium novyi erfolgreich behandelt worden. Zufall oder ein neues Kapitel der Krebstherapie?

Clostridien sind für ihre hochgiftigen Toxine bekannt, die bei Mensch und Tier tödlich wirken (können) – genannt seien nur das Tetanus- und das Botulinumtoxin. C. novyi verursacht durch sein Alpha-Toxin den Gasbrand und wirkt durch sein Beta-Toxin hämolysierend. Das genetisch modifizierte Bakterium C. novyi-NT, das diese Toxine nicht produziert, wurde in den USA bei Hunden und auch bei einem Menschen erfolgreich gegen Krebs getestet.

Zur Testung von Krebstherapeutika sind Studien mit Hunden sehr viel aussagekräftiger als Studien mit Nagetieren. Nachdem Forscher in den USA 16 Hunden mit soliden Tumoren Sporen von C. novyi-NT direkt in das Tumorgewebe injiziert hatten, beobachteten sie bei jeweils drei Hunden eine Totalremission bzw. eine Teilremission. Darauf wagten sie einen klinischen Versuch mit einer Patientin, die an einem Leiomyosarkom im Oberarm litt und schon mehrere erfolglose Therapieversuche hinter sich hatte. In den Tagen nach der Injektion traten Schmerzen und Fieber auf. Ein CT am vierten Tag zeigte, dass der Tumor deutlich verkleinert war.

Da C. novyi ein anaerobes Bakterium ist, entwickeln sich die injizierten Sporen ausschließlich in sauerstoffarmen Arealen weiter. Dabei handelt es sich um junges Tumorgewebe, das noch nicht von Blutkapillaren versorgt wird. Wenn die Bakterien ausgewachsen sind, vernichten sie die Tumorzellen – die Forscher sprechen von „Biochirurgie“ – und vermehren sich schnell, wobei sie sich von den Tumorzellen ernähren. Nebenbei induzieren sie auch eine Immunantwort, die die Remission des Tumors beschleunigt.

Die „Biochirurgie“ mit C. novyi-NT könnte eine ideale Ergänzung zur Radio- und zur Chemotherapie sein, weil diese beiden gerade in den nicht mit Blut versorgten Arealen von Tumoren wirkungslos sind. Es gilt nun, die Sensitivität verschiedener Tumoren zu testen, die optimale Dosis zu finden und die Unbedenklichkeit festzustellen. 

Quelle: Roberts NJ, et al. Intratumoral injection of Clostridium novyi-NT spores induces antitumor responses. Sci Transl Med 2014;6:249ra111

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