Arzneimittel und Therapie

Bei wem wirkt Metformin?

Genetische Varianten beeinflussen antidiabetische Wirksamkeit

Die Vererbbarkeit der antidiabetischen Metformin-Wirkung wurde in einer englischen Studie unter Zuhilfenahme einer genomweiten Analyse komplexer Merkmale näher untersucht. Ihr Fazit: Das Ansprechen auf Metformin ist in einem gewissen Umfang genetisch bedingt.

Die glykämische Antwort auf eine Therapie mit Metformin variiert beträchtlich. Mögliche Ursachen hierfür sind das genetisch bedingte Ansprechen auf das Antidiabetikum sowie Interaktionen zwischen genetischen und umweltbedingten Faktoren. Angesichts der häufigen Verordnungen von Metformin und dem Zuwachs behandlungsbedürftiger Diabetiker ist es sinnvoll, die glykämische Antwort im Voraus einschätzen zu können. Ein Schritt in die Richtung einer personalisierten Diabetestherapie sind Kenntnisse über die Vererbbarkeit der antidiabetischen Metformin-Wirkung. Diese wurde in einer angelsächsischen Studie näher untersucht, die auf einer genomweiten Analyse komplexer Merkmale (GCTA = genome-wide complex trait analysis) beruht. Mithilfe der GCTA wird der Zusammenhang einzelner Genvarianten mit einer bestimmten Eigenschaft – in diesem Fall die glykämische Antwort – analysiert. Das Ziel dieser Analyse ist es, den Anteil des genetisch bedingten Metformin-Ansprechens festzustellen.

Genomweite Analyse komplexer Merkmale

Die Datengrundlage für diese Analyse waren die HbA1C-Konzentrationen von Typ-2-Diabetikern vor und während einer Therapie mit Metformin. Diese Werte wurden einer schottischen Studie (GoDARTS-Studie = Genetics of Diabetes Audit and Research in Tayside Scotland) entnommen und mit weiteren klinischen Datenbanken und Angaben genomweiter Assoziationsstudien verknüpft. Unter Zuhilfenahme der GCTA-Methode wurde die Vererbbarkeit der Metformin-Wirkung unter mehreren Aspekten eingeschätzt. Ermittelt wurden die absolute Senkung von HbA1C, die proportionale Abnahme von HbA1C sowie die angepasste Reduktion von HbA1C. Ferner wurde festgestellt, ob der angestrebte HbA1C-Wert von unter 7% erreicht wurde. Zusätzlich untersuchten Chromosomenanalysen die genetische Architektur, die dem Metformin-Ansprechen zugrunde liegt.

Genetisch bedingtes Ansprechen

2085 Datensätze lieferten ausreichende Informationen, um die glykämische Response auf eine Therapie mit Metformin zu ermitteln. Die Vererbbarkeit der antidiabetischen Wirkung schwankte je nach Phänotyp und lag zwischen 20 und 34%. Der höchste Wert von 34% (95% Konfidenzintervall 1 – 68; p = 0,022) wurde für die absolute Senkung von HbA1c berechnet. Die Vererbbarkeit der antidiabetischen Wirkung von Metformin entspricht somit vom Umfang her in etwa der genetisch bedingten Komponente einer Schizophrenie oder einer Alzheimer-Erkrankung. Was die genetische Architektur anbelangt, so beruht die Vererbbarkeit der Metformin-Wirkung vermutlich auf individuellen, über das Genom verstreuten Varianten, die jeweils geringe bis moderate Effekte aufweisen.

Fazit

Die blutzuckersenkende Wirkung von Metformin ist zu einem gewissen Anteil erblich. Bevor allerdings eine personalisierte Metformin-Therapie Einzug in den klinischen Alltag halten kann, sind weitere genetische Studien erforderlich. So ist beispielsweise noch nicht geklärt, ob die genetischen Varianten pharmakokinetische oder pharmakodynamische Wirkungen von Metformin beeinflussen.

Quelle

Zhou K. Heritability of variation in glycaemic response to metformin: a genome-wide complex trait analysis. Lancet Diabetes Endocrinol 2014;2:481-487

Scheen A. Personalising metformin therapy: a clinician`s perspective. Lancet Diabetes Endocrinol 2014;2:442-444

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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