Arzneimittel und Therapie

Nicht alle Antiepileptika helfen

Nur Gabapentin und Pregabalin lindern neuropathische und Fibromyalgie-bedingte Schmerzen

Antiepileptika sind zur Linderung neuropathischer und Fibromyalgie-bedingter Schmerzen nur bedingt geeignet. Die Zusammenfassung mehrerer Cochrane-Reviews attestiert lediglich Gabapentin und Pregabalin eine klinische Wirksamkeit.

Zur Linderung neuropathischer Schmerzen und Beschwerden aufgrund einer Fibromyalgie werden häufig Antiepileptika eingesetzt. Ihr klinischer Benefit wurde in einem Cochrane-Overview neu bewertet. Grundlage hierzu waren zehn Cochrane-Reviews, deren Ergebnisse zusammengefasst wurden, um eine aussagekräftige klinische Einschätzung zu erhalten.

91 Studien ausgewertet

Die zehn Cochrane-Reviews schlossen 91 randomisierte doppelblinde klinische Studien ein, die zwischen 1966 und 2010 publiziert worden waren und der Frage nachgingen, ob durch die Einnahme von Antiepileptika neuropathische Schmerzen (aufgrund einer diabetischen Neuropathie, zentraler neuropathischer Beschwerden oder postzosterischer Neuralgie) sowie Fibromyalgie-bedingte Schmerzen gelindert werden können. Insgesamt wurden die Daten von 17.955 erwachsenen Patienten ausgewertet, die an länger andauernden moderaten bis starken Schmerzen litten. Alle Studien waren placebokontrolliert, in den Verum-Gruppen wurde eines der folgenden Antiepileptika eingesetzt:

Carbamazepin, Clonazepam, Gabapentin, Lacosamid, Lamotrigen, Oxcarbazepin, Phenytoin, Pregabalin, Topiramat und Valproinsäure.

Der primäre Studienendpunkt war eine Abnahme der Schmerzintensität um mindestens 50% nach acht- bis zwölfwöchiger Behandlung. Sekundäre Endpunkte ermittelten unter anderem die Rate der Studienabbrüche sowie unerwünschte Wirkungen der Therapie.

Wirksam sind Pregabalin und Gabapentin

Lediglich die Einnahme von Gabapentin und Pregabalin zeigte eine klinische Wirksamkeit. Unter diesen Arzneistoffen erreichten 9 bis 17% der Patienten mit diabetischer Neuropathie, 13 bis 25% der Patienten mit postzosterischer Neuralgie sowie 7 bis 11% der von einer Fibromyalgie betroffenen Probanden eine 50%ige Schmerzreduktion (bei Fibromyalgie-Patienten nur unter Pregabalin). Das entspricht den in der Tabelle wiedergegebenen Number-needed-to-treat (NNT)-Werten. Die Wirksamkeit weiterer Antiepileptika wurde als gering oder fehlend eingestuft.

Abbruchrate 30%

Auf alle Studien bezogen trat bei 80% der Patienten mindestens eine unerwünschte Wirkung auf. Ernsthafte Nebenwirkungen (4 bis 8%) waren in den Verum-Gruppen gleich häufig wie in den Placebo-Gruppen (mit der Ausnahme von Oxcarbazepin). Häufige Nebenwirkungen unter Pregabalin und Gabapentin waren Schläfrigkeit und Benommenheit. Die Rate der Studienabbrüche (bezogen auf alle Studien) lag bei rund 30%.

Fazit

Die Ergebnisse dieses Cochrane-Overviews stehen im Einklang mit aktuellen Leitlinien, die zur First-line-Therapie neuropathischer Schmerzen ebenfalls Gabapentin oder Pregabalin empfehlen. Um künftige Behandlungen wirksamer gestalten zu können, müssen weitere Studien auch auf Parameter wie Patientencharakteristika, das Therapieansprechen, die optimale Behandlungsdauer und die Therapieabfolgen eingehen. 

Quelle

Moore A et al. Antiepileptic drugs for neuropathic pain and fibromyalgia. JAMA 2014;312(2):182-183.

 

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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