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Verkauf von Celesio ist gescheitert

McKesson verpasst 75-Prozent-Hürde – haben Hedgefonds zu hoch gepokert?

BERLIN (lk) | Zu hoch gepokert oder eiskaltes Kalkül: Der Zusammenschluss des Stuttgarter Pharmahändlers Celesio mit US-Branchenkollegen McKesson ist überraschend geplatzt. Am Montagabend musste McKesson bekannt geben, die angestrebte Übernahme von 75 Prozent des Celesio-Aktienkapitals nicht erreicht zu haben. Wie viele Anteile am Schluss fehlten, war zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht bekannt.

Als erste Reaktion kündigte Mehrheitsaktionär Haniel gemeinsam mit dem Celesio-Management an, dass Celesio ein „eigenständiges Unternehmen“ bleiben soll. „Das Duisburger Familienunternehmen Haniel bleibt dadurch mit 50,01 Prozent der Celesio-Aktien größter Aktionär des Unternehmens“, hieß es jetzt in einer Celesio-Erklärung. Wie es mit der Unternehmenspolitik in Stuttgart weitergeht, bleibt abzuwarten.

Bedauern, aber „kein Beinbruch“

„Wir bedauern, dass diese strategisch sinnvolle Transaktion nicht zustande gekommen ist. Eine Kombination von Celesio und McKesson hätte einen weltweit führenden Anbieter von Healthcare-Services geschaffen und Vorteile für Apotheken, Hersteller, Patienten und andere Kunden sowie für unsere Mitarbeiter gebracht“, sagte Marion Helmes, Sprecherin des Vorstands und Finanzvorstand von Celesio. „Unabhängig davon haben wir uns in den vergangenen Jahren neu ausgerichtet und sind auch als eigenständiges Unternehmen gut und wettbewerbsfähig aufgestellt. Unsere Strategie, das Apothekennetz und die zentralen Einkaufsaktivitäten auszubauen sowie die Lieferkette zu optimieren, ist erfolgreich und wird konsequent weiter umgesetzt.“ Stephan Gemkow, Vorsitzender des Celesio-Aufsichtsrats, ergänzte: „McKesson wäre ein sehr guter Partner für die weitere strategische Entwicklung von Celesio gewesen. Insofern bedauert der Aufsichtsrat es natürlich, dass das Übernahmeangebot zunächst gescheitert ist. Gleichwohl ist dies für die strategisch sehr gut aufgestellte Celesio AG kein Beinbruch.“

Vorstand und Aufsichtsrat von Celesio hatten den Aktionären in ihrer begründeten Stellungnahme am 11. Dezember 2013 empfohlen, die Übernahmeofferte von McKesson anzunehmen. Dieser Empfehlung ging die intensive Prüfung auch anderer Optionen voraus. Die Dragonfly GmbH & Co. KGaA, eine 100%ige Tochtergesellschaft von McKesson, hatte am 5. Dezember 2013 ein öffentliches Übernahmeangebot für alle börsengehandelten Celesio-Aktien veröffentlicht und einen Preis von 23,00 Euro je Celesio-Aktie geboten. Den Angebotspreis hatte McKesson am 9. Januar 2014 auf 23,50 Euro je Celesio-Aktie erhöht.

Über die Gründe für das Platzen des Deals gibt es vorerst nur Spekulationen. Ursache dafür dürfte vor allem der Elliott Hedgefonds sein. US-Finanzinvestor Paul Singer wollte von der Übernahme profitieren und hatte sich seit dem öffentlichen Übernahmeangebot für über 800 Millionen Euro mehr als 20 Prozent Celesio-Anteile gekauft. Nach der Erhöhung des Übernahmeangebots hatte Elliott angekündigt, seinen Widerstand gegen den Zusammenschluss aufzugeben und die Anteile ins Geschäft einzubringen. Umso größer war am Montagabend die Überraschung und Tag darauf die Katerstimmung bei allen Beteiligten. Vor allem für Mehrheitseigner Haniel bedeutet das Scheitern einen herben Rückschlag. Eigentlich hatte der Familienclan auf zwei Milliarden Euro Einnahmen gehofft. Fraglich ist, wie Elliott nun mit dem Ergebnis umgeht.

Branchenkenner schenken der Erklärung keinen Glauben, zu viele Spekulanten hätten sich am Ende schlicht „verzockt“. Ohne Plan B begebe sich Elliott nicht in eine solche Transaktion. Auch McKesson könnte am Ende vom Scheitern noch profitieren. Elliott-Gründer Singer könnte am Ende als Sieger hervorgehen: Celesio könnte in Einzelteile filetiert und verkauft werden. Auch das ist pure Spekulation. Eines jedenfalls scheint sicher: Celesio wird wohl weiter für Schlagzeilen sorgen. 

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